12.11.2019
Magersucht verbinden die meisten Menschen mit einem sehr geringen Körpergewicht. Amerikanische Wissenschaftler weisen darauf hin, dass es auch eine atypische Form der Magersucht gibt, bei denen Betroffene normal- oder sogar übergewichtig sind. Ihren Untersuchungen zufolge ist die Gesundheit der Betroffenen ähnlich stark beeinträchtigt wie bei den untergewichtigen Patienten.
Forscher der Universität Kalifornien unter der Leitung der Ernährungswissenschaftlerin Prof. Dr. Andrea Garber haben bei vielen Jugendlichen und jungen Erwachsenen eine atypischen Anorexia nervosa (Magersucht) beobachtet: Sie leiden trotz Normal- oder Übergewicht an Magersucht und zeigen typische Symptome wie beispielsweise eine zu niedrige Herzfrequenz, eine aussetzende Menstruation und Störungen des Elektrolythaushaltes.
„Ein geringeres Gewicht wird traditionell mit einer schwereren Erkrankung gleichgesetzt. Derzeit haben aber ein Drittel der Patienten mit atypischer Anorexia nervosa Normalgewicht oder liegen sogar darüber“, erläuterte Garber. Die Wissenschaftler halten den Verlauf der Gewichtsabnahme für die Bestimmung des Schweregrads der Erkrankung für äußerst wichtig: Ein großer, schneller oder langanhaltender Gewichtsverlust sollte bei typischen Symptomen an eine Magersucht denken lassen. Die atypische Anorexia nervosa erfüllt bis auf das Körpergewicht alle Kriterien einer Magersucht: Eine Nahrungsmittelbeschränkung, die zu Gewichtsverlust führt, große Angst vor einer Gewichtszunahme und eine Störung der Körperwahrnehmung.
„Unsere Studienergebnisse zeigen, dass die atypische Anorexia nervosa eine echte Krankheit und nicht nur eine mildere Form oder Vorstufe von Magersucht ist. Ärzte […] müssen ein wachsames Auge auf Patienten mit großem oder schnellem Gewichtsverlust haben, auch wenn sie anfangs schwerer waren und jetzt normal erscheinen. Diese Patienten sind genauso krank wie die mit der traditionellen Magersucht“, sagte Garber.
ZOU