04.01.2016
Unerklärliche Ohnmachtsanfälle und Ereignisse, bei denen ein Kind bzw. Jugendlicher ohne äußere Einwirkung beinahe ertrinkt, können auf seltene Herzrhythmusstörungen hinweisen. Diese können das Risiko für einen plötzlichen Herztod erhöhen.
„Wenn ein Kind beim Anblick von Blut ohnmächtig wird, so ist das meist nicht bedenklich. Aber Ohnmachtsanfälle während des Sports oder einer gewöhnlichen Tätigkeit und Beinahe‐Ertrinken, weil ein Heranwachsender plötzlich mit dem Schwimmen aufhört und leblos wirkt, können auf einer Herzrhythmusstörung beruhen", sagt Dr. Hermann Josef Kahl, Kinder‐ und Jugendkardiologe sowie Bundespressesprecher des Berufsverbandes der Kinder‐ und Jugendärzte (BVKJ). Grund dafür könnte ihm zufolge ein sogenanntes langes QT‐Syndrom sein, das durch eine Veränderung im Erbgut verursacht wird. Dabei schlägt das Herz sehr schnell und unregelmäßig, was zu Blackouts führen kann. Kahl rät, solche Ereignisse in jedem Fall durch den Kinder‐ und Jugendarzt abklären zu lassen.
Vorschulkinder verlieren manchmal bei Trotzanfällen das Bewusstsein, wenn sie zornig schreien und vor Aufregung den Atem anhalten. Im Teenageralter können harmlose Kreislauf-Regulationsstörungen für ein Umkippen sorgen. Kahl empfiehlt allen Eltern, die selbst unter einem QT‐Syndrom leiden, den Kinder‐ und Jugendarzt darüber zu informieren. Denn es bestehe die Möglichkeit, dass auch ihr Kind davon betroffen ist. "Die Rhythmusstörungen lassen sich mithilfe eines EKGs erkennen und in bestimmten Fällen ist eine Behandlung erforderlich, z.B. mit Betablockern“, erklärt der Kardiologe. Neben Herzmuskelentzündungen und anderen Herzerkrankungen gehört das Long‐QT‐Syndrom zu den wichtigsten Auslösern von Herzstillständen.
BVKJ/RF