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10.12.2021
Die ersten Befürchtungen, dass die Omikron-Variante einen etablierten Immunschutz effektiv unterlaufen kann, scheinen sich zu bestätigen: Forscher um Constanze Kuhlmann von der Abteilung für Hand-, Plastische und Ästhetische Chirurgie der Ludwig-Maximilians-Universität München sowie Kollegen verschiedener südafrikanischer Wissenschaftseinrichtungen berichten den aktuell über den Fall einer Gruppe von sieben deutschen Südafrika-Reisenden. Die fünf Frauen und zwei Männer hatten alle drei Dosen eines SARS-CoV-2-Impfstoffs erhalten.
Sechs der sieben Personen waren vollständig mit Comirnaty®, dem mRNA-Impfstoff von Biontech/Pfizer, geimpft. Fünf von ihnen hatten im Oktober oder Anfang November 2021 eine dritte (Auffrischungs-)Dosis Comirnaty erhalten, und eine Person war Anfang Oktober mit einer vollen Dosis Spikevax® von Moderna geboostert worden. Die siebte Person war zunächst mit einer Dosis Vaxzevria® , dem Vektoimpfstoff von AstraZeneca, geimpft worden, gefolgt von einer Dosis Comirnaty zur Vervollständigung der Grundimmunisierung und einer Auffrischungsdosis desselben mRNA-Impfstoffs. Keiner von ihnen war in der Vergangenheit an Covid-19 erkrankt gewesen.
Husten, Halsschmerzen und Schnupfen sind häufige Symptome
Die Patienten, deren Infektion mit einem PCR-Test bestätigt wurde, hatten im Zeitraum vom 30. November bis zum 2. Dezember 2021 erste Atemwegssymptome. Alle Patienten dokumentierten ihre Symptome, darunter Halsschmerzen (85,7 Prozent), Müdigkeit (71,4 Prozent), Kopfschmerzen (57,14 Prozent), trockener Husten (42,9 Prozent), Druck in der Brust, Druck in den Nebenhöhlen, Schnupfen und Übelkeit (28,6 Prozent). Im weiteren Verlauf der Infektion entwickelten alle Personen einen trockenen Husten. 85,7 Prozent verspürten einen Druck auf die Nasennebenhöhlen und 71,4 Prozent klagten über eine laufende Nase. Fieber wurde von 14,3 Prozent der Patienten angegeben.
Nach sieben Tagen waren trockener Husten (100 Prozent), Schnupfen (71,4 Prozent), Halsschmerzen (57,1 Prozent) und Kurzatmigkeit (42,9 Prozent) die vorherrschenden Symptome, wobei die Schwere der Symptome allgemein abnahm. Insgesamt bezeichneten alle Patienten ihre Symptome als leicht oder mittelschwer. Keiner musste während des Beobachtungszeitraums ins Krankenhaus eingeliefert werden. Die Sauerstoffsättigung im Blut blieb ausnahmslos im Normalbereich.
Dies deutet darauf hin, dass eine vollständige Impfung plus Booster auch im Falle einer Infektion mit Omikron immer noch einen guten Schutz gegen schwere Covid-19-Infektionen bietet. Der Beobachtungszeitraum ist jedoch bislang noch zu kurz und schließt eine spätere Verschlechterung oder Langzeitfolgen von Covid-19 nicht aus.
Vorsichtsmaßnahmen weiterhin einhalten
„Durchbruchsinfektionen gibt es sehr viele. Was wir nicht wussten ist, dass auch eine Booster-Impfung mit Biontech/Pfizer das nicht verhindert“, sagte Professor Dr. Wolfgang Preiser, der Seniorautor der Publikation dem „Tagesspiegel“. „Das darf man natürlich nicht falsch verstehen, dass die Impfung nicht helfe. Im Gegenteil: Das zeigt nur, dass auch die bestmögliche Impfung offensichtlich nicht ausreicht, um eine Infektion zu verhindern – was wir ja schon geahnt haben“, mahnt Preiser zugleich.
Biontech und Pfizer arbeiten derzeit an einem an Omikron angepassten Impfstoff. Es ist aber noch nicht sicher, ob er tatsächlich benötigt wird. Bis zur Verfügbarkeit eines etwaigen angepassten Impfstoffs sei die Booster-Impfung das einzige, das gegen Omikron helfe, sagte Preiser gegenüber dem Tagesspiegel. „Aber man muss sich bewusst sein, dass auch eine Booster-Impfung eine Infektion nicht zu 100 Prozent verhindert. Sprich: Man muss Vorsichtsmaßnahmen weiterhin einhalten.“