Baby & Familie

Paracetamol: Überdosierung ist lebensbedrohlich

26.04.2018

Grundsätzlich sind Vergiftungen mit jedem Medikament möglich. Als besonders kritisch gelten rezeptpflichtige Arzneimittel wie Opiode oder Psychopharmaka. Aber auch eine Überdosierung mit Paracetamol, einem für Kinder gängigen verschreibungsfreien Wirkstoff gegen Schmerzen und Fieber, kann lebensbedrohlich sein. Davor warnt Ursula Funke, Präsidentin der Landesapothekerkammer Hessen. Das gilt für Kinder ebenso wie für erwachsene Patienten.

Eine Paracetamolvergiftung schadet der Leber.
Kleine Kinder, die die Welt neugierig und gern mit dem Mund erkunden, werden von Tabletten oft wie magisch angezogen.
© Halfpoint - Fotolia

Wird Paracetamol überdosiert, nimmt die Leber Schaden, Leberfunktionsstörungen oder sogar tödliches Leberversagen können die Folge sein. Eltern sollten sich daher unbedingt an die genaue altersgerechte Dosierung sowie die zeitlichen Abstände zwischen den einzelnen Dosen halten.

Häufig treten nach einer Vergiftung keine eindeutigen Beschwerden auf. Das Vergiftungsbild mit Symptomen wie Übelkeit, Erbrechen und Bauchschmerzen entwickelt sich schleichend. Bei Verdacht auf eine Paracetamolvergiftung muss das Kind unbedingt in ein Krankenhaus gebracht werden.

Die Symptome einer Vergiftung mit anderen Medikamenten sind substanzabhängig und vielfältig. Zeigen Kinder Vergiftungsanzeichen wie Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Hautreaktionen, Atemproblemen, Kopfschmerzen oder Bewusstseinstrübungen bis hin zur Bewusstlosigkeit, gilt es, die Ruhe zu bewahren. Auf keinen Fall dürfen Erwachsene das Erbrechen des Kindes herbeiführen. Als erste Maßnahme kann den Kindern - immer nur nach Rücksprache mit der Giftnotrufzentrale oder dem Arzt - Tee, Wasser oder Saft zu trinken gegeben werden. Tabu ist beim Verdacht auf eine Vergiftung das Verabreichen von Milch oder Salzwasser.

Gefahrenquelle Paracetamol

Grundsätzlich sind Vergiftungen mit jedem Arzneimittel möglich und gefährlich. Als besonders kritisch sind Opioide, Antidiabetika, Psychopharmaka und Antiarrhythmika einzustufen – sie sind für Kinder schon in geringen Mengen riskant. Doch auch die Gefährlichkeit von Paracetamol, einem für Kinder gängigen verschreibungsfreien Wirkstoff gegen Schmerzen und Fieber, wird oft unterschätzt. Denn: Eine Überdosierung kann lebensbedrohliche Folgen haben. Nach der Gabe einer zu großen Menge treten keine eindeutigen Beschwerden auf, das Vergiftungsbild mit unspezifischen Symptomen wie Übelkeit, Erbrechen und Bauchschmerzen entwickelt sich schleichend. Eltern sollten die genaue altersgerechte Dosierung sowie die zeitlichen Abstände zwischen den einzelnen Dosen unbedingt einhalten. Wird Paracetamol überdosiert, nimmt die Leber Schaden. Bei Verdacht auf eine Paracetamolvergiftung muss das Kind unbedingt in ein Krankenhaus gebracht werden.

Hilfe durch den Giftnotruf

Bei einem Vergiftungsverdacht wenden sich Eltern am besten direkt an den Giftnotruf. Den telefonischen Empfehlungen sollten Eltern folgen oder den kleinen Patienten schnellstmöglich in die nächste Arztpraxis, Rettungsstelle oder in ein Krankenhaus fahren. Auch die verdächtige Substanz, die Verpackung oder Flasche sollte unbedingt mitgenommen werden. Das Kind darf jetzt auf keinen Fall allein gelassen werden, Eltern müssen das Bewusstsein, die Atmung und den Puls konstant überwachen. Erbricht der kleine Patient von selbst, müssen Eltern darauf achten, dass das Kind sein Erbrochenes nicht einatmet.

Vergiftungsfälle vermeiden

Viele Vergiftungsunfälle lassen sich verhindern, wenn Kinder die gefährlichen Substanzen erst gar nicht in die Hände bekommen. Medikamente, Chemikalien und Co. sollten verschlossen oder nur dort aufbewahrt werden, wo Kinder auf keinen Fall hinreichen können. Diese Regeln gelten für alle Haushalte, in denen Kinder leben oder oft zu Besuch sind:

  • Tabletten, Arzneisäfte, Putz- und Reinigungsmittel immer außerhalb der Reichweite von Kindern aufbewahren. Und: Gefährliche Substanzen gehören nicht in den unverschlossenen Abfalleimer.
  • Eine Hausapotheke, die abgeschlossen werden kann, ist ideal. Im Krankheitsfall Arzneipackungen nicht offen liegen lassen, Kleinkinder könnten die bunten Blister mit Bonbons verwechseln.
  • Füllen Sie giftige Substanzen nie in Getränkeflaschen oder Lebensmittelbehälter ab. Außerdem Giftiges niemals neben Nahrungsmitteln aufbewahren.
  • Einkaufs- und Handtaschen mit Medikamenten, Putzmitteln, Zigaretten oder Parfum nicht unbeaufsichtigt und damit in Reichweite von Kleinkindern stehen lassen.
  • Die Rufnummer der Giftnotrufzentrale am besten in der Hausapotheke oder gut sichtbar am Kühlschrank platzieren. Im Verdachtsfall können dort die fünf W-Fragen (wer ruft an, wo ist es passiert, was ist passiert, wie viele Verletzte, welche Symptome) schnell telefonisch geklärt werden.

Für den Notfall gerüstet

Sollte dennoch ein Vergiftungsverdacht auftreten, ist es ratsam, bestimmte Medikamente vorrätig zu haben, um nach Anweisung des Giftnotrufs oder des Arztes erste Maßnahmen ergreifen zu können. Die Apotheke vor Ort berät kompetent zur richtigen Zusammensetzung der Hausapotheke. Empfehlenswert sind Entblähungstropfen mit dem Wirkstoff Dimeticon oder Simeticon, medizinische Kohle in Pulverform (mindestens fünf Gramm pro Kind), Schmerzmittel als Saft oder als Zäpfchen, ein Gel zur Therapie von Insektenstichen, Mittel zur Wunddesinfektion und Pflaster sowie steriles Verbandsmaterial enthalten.

Informationen zum „Risiko Vergiftungsunfälle“ mit Tipps für ein giftfreies Zuhause hat das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) in einem PDF zusammengefasst. Zudem hat das BfR für Eltern eine App als Informations- und Nachschlagewerk für Vergiftungsunfälle bei Kindern entwickelt, die kostenlos für iOS und Android erhältlich ist.

LAK Hessen/NK

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