09.11.2012
Zwischen dem, was Patienten wollen und dem, was Ärzte denken, dass sie wollen, klafft oft eine große Lücke. Dies führe zu einer "stillen Fehldiagnose", einer Diagnose, die zwar nicht falsch, aber auch nicht passend ist. Das berichten Forscher im British Medical Journal (BMJ).
Nach wie vor sei es für viele Ärzte eine Sache der Berufsehre, treffende Diagnosen zu stellen, so das Forscherteam aus den USA und Großbritannien. Ein Arzt könne aber nicht die richtige Behandlung empfehlen, ohne zu verstehen, wie der Patient die Vor- und Nachteile, die daraus entstehen können, bewerte. Zum Beispiel beim Brustkrebs: In einer Studie nahmen 71 Prozent der Ärzte an, dass es ihren Brustkrebspatientinnen am wichtigsten war, ihre Brust zu behalten. Die tatsächliche Zahl lag bei lediglich sieben Prozent. In einer weiteren Studie zu Demenz lagen ebenfalls viele Ärzte falsch: Die befragten Patienten legten wesentlich weniger Wert darauf, ihr Leben auch mit starken geistigen Defiziten weiterzuführen, als die Ärzte dachten.
Es zeige sich, dass Patienten oft einen anderen Behandlungsweg einschlagen, wenn sie über die Vorteile und Risiken einer Behandlung gründlicher informiert werden, berichten die Autoren weiter. So entschieden sich in einer Studie 40 Prozent weniger Patienten mit einer gutartigen Prostataerkrankung für eine Operation, wenn sie über die Möglichkeit von sexuellen Funktionsstörungen im Anschluss informiert worden waren.
Sie empfehlen Ärzten daher drei Schritte: Das Lösen von einer rein wissenschaftlichen Geisteshaltung, das Erstellen einer professionellen Therapieoption aufgrund der Daten und das Einbinden des Patienten in allen Stufen des Entscheidungsprozesses.
hh