13.06.2017
Eine Hautrötung, Pusteln oder Schwellungen nach einer Antibiotika-Therapie interpretieren viele als allergische Reaktion. So glauben 10 bis 20 Prozent der US-Amerikaner, dass sie gegen Penicillin allergisch seien, wie Forscher um die US-amerikanische Pharmakologin Mary Staicu in der Fachzeitschrift Annals of Allergy, Asthma and Immunology feststellen. Frühere Studien hätten indes gezeigt, dass nur zehn Prozent all jener tatsächlich gegenüber dieser Wirkstoffgruppe allergisch seien. Mit anderen Worten: Neun von zehn Menschen, die glauben, dass sie eine Penicillin-Allergie haben, meiden die Medikamente grundlos. Selbst bei Personen, bei denen eine Penicillin-Allergie festgestellt wurde, seien zehn Jahre nach der allergischen Reaktion nur noch 20 Prozent allergisch, so die Forscher. Deshalb sei es wichtig, durch einen Allergietest bestätigen zu lassen, ob tatsächlich eine Penicillin-Allergie vorliege oder noch vorliege.
Insbesondere für Ärzte sei es wichtig, noch besser darüber Bescheid zu wissen, so die Forscher. Denn Menschen, bei denen eine Penicillin-Allergie angenommen werde, bekämen häufig Second-line-Antibiotika verschrieben, die teurer seien und ein höheres Risiko für Nebenwirkungen hätten. Mehr als 90 Prozent dieser Personen vertrage jedoch Antibiotika auf Penicillin-Basis, erklären die Forscher. 80 Prozent der in der Studie befragten Ärzte wussten, dass eine Überweisung zu einem Allergologen sinnvoll ist, wenn ein Patient von einer Penicillin-Allergie berichtet. Jedoch hatten viele entweder noch nie oder höchstens einen Patienten pro Jahr zu einem Allergologen geschickt. Darüber hinaus sagen viele Patienten, sie hätten eine Penicillin-Allergie, was aber tatsächlich nie getestet wurde. Einem großen Teil der Ärzte sei das nicht bewusst. Ebenso wusste nur die gute Hälfte der befragten Ärzte, Arzthelferinnen und Krankenpfleger, dass eine Penicillin-Allergie mit der Zeit zurückgehen kann.
HH