Dr. Karen Zoufal
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14.10.2021
Ist ein Lymphdrüsenkrebs oder eine Leukämie schon weit fortgeschritten, versagen Standardtherapien häufig. Ein großes Forschungsteam hat bei Betroffenen individuell an einzelnen Zellen aus Biopsien untersucht, welche Medikamente bei ihnen wirksam sein könnten. 56 Personen bekamen daraufhin eine auf sie abgestimmte Therapie, was sich bei mehr als der Hälfte tatsächlich positiv auswirkte.
Krebs ist nicht gleich Krebs: Selbst Personen mit demselben Krankheitsbild reagieren auf bestimmte Behandlungsmethoden oft unterschiedlich. Eine Option ist die sogenannte personalisierten Medizin, bei der Ärzte versuchen, die Therapie bestmöglich an die individuellen Eigenschaften der Krebszellen anzupassen. Bisher identifiziert man dafür meist die genetischen Merkmale, was aber nur in zehn Prozent der Fälle eine abgestimmte Behandlung ermöglicht.
Ein anderer, neuer Ansatz ist die funktionelle Präzisionsmedizin. Hier wird getestet, wie sich verschiedene Medikamente auf die Funktion der Krebszellen und auf die des gesunden Gewebes des einzelnen Patienten auswirken. „Aus Echtzeit-Biopsien haben wir Tumor-Einzelzellen der Patientinnen und Patienten untersucht und die Wirkungen von über 130 Kandidaten-Substanzen direkt ausgetestet, um festzustellen, welche Therapie beim jeweiligen Individuum anspricht“, erläuterte Prof. Philipp Staber von er MedUni Wien.
Das führte dazu, dass bei über der Hälfte der Patienten das Fortschreiten der Erkrankung um mehr als 30 Prozent langsamer erfolgte. Bei 21 Prozent zeigte sich sogar ein langfristiges Ansprechen auf die spezielle Therapie. Die Studie ist die erste weltweit, die belegt, dass eine individuelle Anpassung der Therapie mit Hilfe funktionelle Präzisionsmedizin nicht nur machbar, sondern auch wirksam ist.
Quelle: DOI 10.1158/2159-8290.cd-21-0538