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01.10.2022
Fußballspiele und Training stehen lange nicht mehr in Ihrem Kalender: Wie kann man sich heute einen typischen Tag von Ihnen vorstellen?
Philipp Lahm: Am Wochenende starten wir mit einem gemeinsamen Frühstück in den Tag, unter der Woche verläuft unser Morgen ein wenig anders. Je nachdem, wer Zeit hat, bringt meine Frau oder ich unsere Tochter Lenia in den Kindergarten und unseren Sohn Julian in die Schule. Am Vormittag habe ich in der Regel Konferenzen, wegen der nächsten Fußball-Europameisterschaft in Deutschland, bei der ich Turnierdirektor bin. Das fordert mich aktuell sehr, denn ich bin derjenige, der zwischen UEFA, DFB, aber auch zwischen den Verbänden, dem Bund und den Ländern die Gespräche führt. Und klar, manchmal beantworte ich am Abend noch E-Mails oder nehme an einer Online-Besprechung teil. Aber normalerweise ist bei mir um 19 Uhr Schluss, dann hat die Familie Vorrang.
Treiben Sie noch Sport?
Lahm: Ja, immer noch sehr gerne, etwa zwei- bis dreimal in der Woche. Ich spiele Tennis mit meinem ehemaligen Mannschaftskameraden Andi Ottl oder gehe zum Golfspielen. Für gewöhnlich mache ich zu Hause Sport, ab und an gehe ich im Englischen Garten joggen. In der Regel gelingt es mir ganz gut, das in meinen wöchentlichen Ablauf zu integrieren. Der Sport ist für mich ein wichtiger Ausgleich zu meinem aktuellen Berufsleben. Aber der Ehrgeiz ist noch da: Beim Tennis will ich mich verbessern und freue mich natürlich, wenn ich mal
gegen Andi gewinne. Auch beim Golf feile ich an meiner Technik, um mein Handicap immer unter zehn zu halten
"Sitzen ist das neue Rauchen" schreiben Sie in Ihrem neuen Buch. Was empfehlen Sie denn, um wieder mehr in Bewegung zu kommen?
Lahm: In der Pandemie haben wir gelernt, wie viel man eigentlich sitzt. Durch Homeoffice fiel dann noch der Weg zur Arbeit weg. Der Mensch braucht aber Bewegung und Abwechslung. Schon kleine Tricks können helfen. Beispielsweise setze ich mir, wenn ich zu Hause telefoniere, meine Smartphone-Kopfhörer auf und laufe herum. Auch in der Mittagspause kann man sich bewegen, da reicht schon ein Spaziergang ums Haus. Am besten baut man das in die tägliche Routine ein und setzt sich erreichbare Ziele. Ich hatte als Kind nicht das Ziel, Weltmeister zu werden. Das war einfach ein Traum.
Welche Art der Ernährung favorisieren Sie?
Lahm: Generell empfehle ich eine ausgewogene Ernährung, am besten aus regionalen Zutaten. Bei mir darf es auch mal Fleisch sein, aber nicht jeden Tag. Das Allerwichtigste: Das Essen darf schmecken. (lacht) Das gehört zum Wohlbefinden dazu.
Sie haben eine Stiftung für Sport und Bildung für Kinder und Jugendliche gegründet. Worum geht es da?
Lahm: Die Stiftung habe ich mit meinem Team bereits 2007 gegründet. 2009 fand dann das erste "Philipp Lahm Sommercamp" statt. Es ist für 10- bis 13-Jährige gedacht, und an dem Konzept waren Fachleute aus Pädagogik und Ernährungswissenschaften beteiligt. In dem Camp geht es um Bewegung und Ernährung, aber das vielleicht wichtigste Thema im Programm ist die Persönlichkeitsentwicklung: Was ist erstrebenswert im Leben? Wie kann ich mit anderen kooperieren, wie gehe ich mit anderen um?
Können Sie eigentlich auch Ihre eigenen Kinder zum Sport motivieren?
Lahm: Soweit wir das sehen, klappt das. Julian hat zweimal pro Woche Fußball-Training und am Wochenende Spiele, daneben spielt er Tennis. Lenia geht gerne zum Turnen, spielt Tennis und macht auch Ballett.
Vielen Dank für das Gespräch.
Die Fragen stellte Rüdiger Freund.