Männergesundheit

Prostata-Probleme: Den Harnstrahl stärken

Dr. Frank Schäfer  |  15.11.2021

Wächst die Prostata durch gutartige Vergrößerung an, läuft es oft nicht mehr richtig beim Wasserlassen. Was lässt sich dagegen tun?

Arzt, berät älteren Mann.
Für Probleme mit dem Wasserlassen ist bei Männern oft die Prostata verantwortlich.
© Wavebreakmedia/iStockphoto

Dass die Prostata Männern das Leben schwermachen kann, hat mit ihrer Lage direkt am Blasenausgang um die Harnröhre zu tun. "Man kann sie sich vorstellen wie eine Schelle um einen Schlauch", veranschaulicht Chefarzt Professor Dr. Andreas Wiedemann, Urologe am Evangelischen Krankenhaus Witten. Schwillt die Drüse im Alter an, drückt sie die Harnröhre zu. "Das bewirkt", erklärt Wiedemann, der auch Mitglied im
Expertenrat der Deutschen Kontinenz Gesellschaft ist, "dass Urin schlechter abfließt. Patienten merken, dass ihr Harnstrahl stockend einsetzt und druckloser läuft, dass sie häufiger und nötiger müssen, der Harndrang unangenehmer wird und nach dem Wasserlassen nicht ganz verschwindet."

Und irgendwann läuft plötzlich nichts mehr, womöglich, wenn es gar nicht passt. "Erleidet ein Patient etwa bei einer längeren Wandertour eine Harnsperre, ist das eine Notfallsitution. Es muss rasch ein Katheter gelegt und in aller Regel zeitnah operiert werden." Schlecht, wenn dann nicht schnell ein Arzt erreichbar ist. Auf Dauer drohen Blasenentzündungen und mitunter Nierenschäden. Um vorzubeugen, sollte die Behandlung frühzeitig beginnen.

Wie startet die Therapie?

Die Therapie beginnt oft mit gut verträglichen und wirksamen pflanzlichen Mitteln. "Zu gängigen Präparaten gehören solche mit Brennnessel-, Sabalfrucht- oder Kürbiskernextrakten aus der Apotheke, hergestellt nach standardisierten Prozessen", so Wiedemann. Der nächste Schritt: Alphablocker. "Sie entspannen den Blasenausgang, so dass sich die Harnröhre wieder erweitert und Urin gut abläuft. Die Mittel bessern die Symptome schnell." Bei niedrigem Blutdruck und Schwindelneigung kommt es aber vor, dass sich dies durch Alphablocker verstärkt. Vor allem gegen das Risiko der Harnsperre wirken Wiedemann zufolge Mittel aus der Gruppe der 5-Alpha-Reduktasehemmer. Sie schwächen die Wirkung männlicher Sexualhormone und bewirken so eine leichte Abnahme des Prostatavolumens. Ihr Nachteil: Es gibt manchmal Probleme mit der Erektion und Libido. Wobei sich dies bei jüngeren Männern oft mehr zeigt als bei älteren, die man eher wegen gutartiger Prostatavergrößerung behandeln muss.

Die gegen Erektionsprobleme schon länger eingesetzte, gut bekannte Arzneistoffgruppe der PDE-5-Hemmer hilft auch bei prostatabedingten Störungen des Harnabflusses. Der Wirkstoff Tadalafil hat dafür bisher als einziger PDE-5-Hemmer eine Zulassung. Eine Therapie damit kann sich anbieten, wenn Männer Erektionsprobleme und zugleich auch Beschwerden durch eine Prostatavergrößerung haben. Die Therapie wirkt dann gegen beide Probleme. Zu Anwendungsbeschränkungen beraten Ärzte und Apotheker.

Wann operieren?

Wiedemann: "Operieren muss man, wenn trotz Therapie nach dem Wasserlassen in der Blase Restharnmengen von 100 Millilitern und mehr verbleiben oder wiederholt Harnwegsinfekte und Blutungen oder gar
Harnsperren auftreten." Ein klassisches Verfahren ist die Prostata-Ausschälung. Der Operateur schiebt dabei eine kleine stromführende Metallschlinge mittels eines dünnen Metallrohrs über die Harnröhre zur Prostata vor und schält dort einen Kanal frei, über den Harn besser abfließt. "Das war lange Standard. Der Eingriff wird aber immer mehr von Laserverfahren abgelöst, die viel besser blutstillend wirken und den
Krankenhausaufenthalt verkürzen", betont der Experte.

Im Vergleich zur kompletten Entfernung der Prostata, die mitunter bei Prostatakrebs erfolgt, kommt es bei Eingriffen wegen gutartiger Prostatavergrößerungen zu weniger Nebenwirkungen. Was die Schädigung
für die Potenz wichtiger Nerven angeht, "reden wir über ein Risiko von fünf bis zehn Prozent." Probleme mit der Harninkontinenz kommen im Vergleich zu Operationen wegen Prostatakrebs deutlich seltener vor. Wichtig: Da bei Eingriff en wegen gutartiger Prostatavergrößerungen nicht die ganze Drüse entfernt wird, bleibt Krebsfrüherkennung weiter notwendig. 

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