ZOU
|
28.10.2024
In der Studie erhielten 60 Männer eine roboterassistierte Operation und 63 eine stereotaktische Bestrahlung. „Es handelt sich um die erste Studie, die in beiden Armen modernste Behandlungsoptionen des Prostatakarzinoms miteinander vergleicht, das macht sie so wertvoll und praxisrelevant“, erläuterte Prof. Dr. Jürgen Dunst, Direktor der Klinik für Strahlentherapie am Campus Kiel des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein.
Nach zwei Jahren benötigte die Hälfte der operierten Männer Inkontinenzeinlagen, aber nur sieben Prozent der Männer nach Strahlentherapie. Der Wert nach Strahlentherapie entspricht etwa dem, der in dieser Altersgruppe auch ohne Prostatabehandlung auftritt. Es ist also anzunehmen, dass die Strahlentherapie keine Inkontinenz hervorrief.
Sexualfunktion im Fokus
Ein weiterer Aspekt, der die Lebensqualität nachhaltig beeinflusst, ist der Verlust der Sexualfunktion. 33 Prozent der operierten Männer berichteten von mäßigen bis schweren sexuellen Problemen, aber nur 18 Prozent derjenigen, die eine Bestrahlung erhalten hatten.
Einziger Vorteil der Operation war eine geringfügig bessere Darmfunktion. Keiner der operierten Männer klagte über mäßige bis schwere Beeinträchtigungen, aber einer der Teilnehmenden nach Bestrahlung. Nach zwei Jahren waren keine Unterschiede in Bezug auf Stuhlinkontinenz zu beobachten.
Mehrere Behandlungsstrategien
Heutzutage wird Prostatakrebs oft in einem frühen Stadium entdeckt, in dem er noch lokal begrenzt ist. Dann kommen mehrere Strategien in Betracht: Abwarten mit regelmäßigen Kontrolluntersuchungen, Strahlentherapie oder eine Operation. Medizinische Leitlinien, an denen sich Ärzte orientieren, nennen meist die Operation an erster Stelle, was möglicherweise zu der Annahme führt, dass sie auch die beste Wahl sei.
„Die vorliegenden Daten zeigen, dass die moderne Strahlentherapie hier der modernen roboterassistierten OP überlegen ist. Nun müssen die Betroffenen im Aufklärungsgespräch auch über diese Aspekte aufgeklärt werden. Als Fachgesellschaft werden wir uns aktiv dafür einsetzen“, erklärte Prof. Dr. Wilfried Budach, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Radioonkologie e. V.
Quelle: DOI 10.1016/j.eururo.2024.08.030