Männergesundheit

Prostatakrebs: Wie sinnvoll ist das Früherkennungs-Screening?

ZOU  |  25.07.2023

Jährlich erkranken etwa 70.000 Männer an Prostatakrebs, und 15.000 sterben daran. Da erscheint es sinnvoll, eine Früherkennungsuntersuchung wahrzunehmen. Das Problem ist jedoch, dass die Ergebnisse dieser Untersuchungen nicht immer zuverlässig sind. Welche Tests welche Aussagekraft haben, erklärt die Cochrane Deutschland Stiftung.

Mann, spricht mit Arzt.
Bevor man sich für oder gegen ein Prostatakrebs-Screening entscheidet, sollte man den Nutzen und die Risiken gemeinsam mit dem Arzt abwägen.
© monkeybusinessimages/iStockphoto

Gesetzlich versicherte Männer ab 45 Jahren können ein Prostata-Screening in Anspruch nehmen: die digitale rektale Untersuchung, bei der die Prostata über den Enddarm abgetastet wird. Oft werden dabei aber Tumore übersehen oder es kommt zu einem auffälligen Tastbefund, der sich in Folgeuntersuchungen als harmlos herausstellt. Manche Menschen ohne Krebs machen sich dadurch unnötig Sorgen und andere wiegen sich in trügerischer Sicherheit, obwohl Prostatakrebs vorliegt. In Studien ließ sich bisher nicht nachweisen, dass die Untersuchung Todesfälle durch Prostatakrebs verhindert. In der Medizinischen Leitlinie wird die Untersuchung deshalb nur als Ergänzung zum PSA-Test empfohlen.

Beim PSA-Test wird „Prostata-spezifisches Antigen“ im Blut nachgewiesen. PSA ist ein Protein, das typisch für die Prostata ist. Kommt es zu erhöhten Werten, so kann es sich um Krebs handeln. Es gibt aber verschiedene Tätigkeiten – z. B. Radfahren –, die den Wert durch eine mechanische Reizung der Prostata in die Höhe treiben können. So kommt es zu vielen falsch positiven Befunden, die Sorgen bereiten und unangenehme Folgeuntersuchungen wie Biopsien nach sich ziehen, die Komplikationen mit sich bringen können. Etwa einer von vier Männern mit einem PSA-Wert von mehr als 4 ng/ml Blut hat tatsächlich Krebs, bei einem Wert über 10 ng/ml ist es jeder zweite. Umfangreiche Übersichtsarbeiten zum PSA-Screening deuten in Bezug auf die Sterblichkeit keinen oder nur einen sehr geringen Nutzen an.  Deshalb wird ein flächendeckendes PSA-Screening nicht empfohlen, kann aber auf Wunsch erfolgen.

Zudem wachsen Tumore der Prostata oft sehr langsam und treten erst spät auf, so dass der Krebs gar keine Probleme verursacht und auch nicht lebensverkürzend ist. Eine Strahlentherapie oder die Entfernung der Prostata – beides Eingriffe, die Nebenwirkungen wie Inkontinenz und eine Störung der Erektion mit sich bringen können – wäre dann eigentlich nicht notwendig. Deshalb gilt es, gemeinsam mit dem Arzt eine Balance zwischen Nutzen und Risiken von Früherkennung und ggf. Behandlungen zu finden.

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