06.01.2020
Es klingt verlockend: die Früherkennung von Prostatakrebs für alle Männer. Wissenschaftler des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) haben aber bei der Auswertung der Studienlage festgestellt, dass der PSA-Test zahlreiche Überdiagnosen und unnötige Eingriffe zur Folge hätte, die unangenehme Komplikationen mit sich bringen.
Für bestimmte Patienten mit einem konkreten Verdacht auf Prostatakrebs ist der PSA-Wert nützlich, betonen die Wissenschaftler des IQWiG. Ein generelles Testen aller Männer halten sie aber nach Auswertung der Studienlage nicht für sinnvoll, da der PSA-Test zu einem Viertel falsch positive Ergebnisse anzeigt, während er sich nur selten lebensverlängernd auswirkt.
Viele überflüssige Behandlungen mit Komplikationen
Bei Männern ohne Verdacht auf Prostatakrebs führt der PSA-Test häufig zu Überdiagnosen. Solch eine Diagnose ist nicht nur ein psychisch sehr belastendes Ergebnis, sondern zieht auch unnötige Biopsien und überflüssige Behandlungen nach sich, die zu Impotenz und Inkontinenz führen können: Schätzungen zufolge würden unnötigerweise drei von 1000 Männern inkontinent und 25 von 1000 impotent.
Der Anteil der Männer, bei denen sich später bei einer Gewebeentnahme herausstellte, dass der PSA-Test falsch positiv ausgefallen war, lag zwischen 22 und 26 Prozent. Zwei Prozent der Männer litten nach der Prostatabiopsie aber unter Komplikationen. Jürgen Windeler, Leiter des IQWiG, kommt deshalb zu der Schlussfolgerung: „Screeningmaßnahmen können erhebliche Schäden nach sich ziehen. Männern ohne Verdacht auf Prostatakrebs sollte deshalb […] kein organisiertes Prostatakarzinomscreening mittels PSA-Test angeboten werden.“
ZOU