01.10.2014
In der Komödie „Pappa ante Portas“ spielt Loriot auf seine unnachahmliche Weise einen in den Vorruhestand versetzten Ehemann, der seine Frau in den Wahnsinn treibt. Forscher untersuchten jetzt, wie stark der Renteneintritt der Männer die Psyche der Ehefrauen belastet.
Die Pensionierung des Ehemannes beeinflusst deutlich messbar das psychische Wohlbefinden der Ehefrau, berichten die italienischen Forscher Marco Bertoni und Giorgio Brunello von der Universität Padua anhand von Daten aus der japanischen Bevölkerung. Jedes zusätzliche Jahr, das der Mann im Ruhestand verbrachte, erhöhte die Wahrscheinlichkeit, dass Symptome wie Stress, Depressionen und Schlafstörungen auftraten um sechs bis 14 Prozentpunkte. Interessanterweise waren Frauen, die einer Arbeit nachgingen, stärker von diesem Phänomen betroffen als Frauen, die ihr Leben lang zu Hause geblieben waren und sich um Haushalt und Kinder gekümmert hatten, schreiben die Forscher in ihrer Analyse, die vom Institut zur Zukunft der Arbeit (IZA) in Bonn veröffentlicht wurde.
Bertoni und Kollegen sprechen sich vor diesem Hintergrund dafür aus, den Ruhestand nicht ausschließlich aus Sicht der finanziellen Versorgung zu betrachten. Psychologische Aspekte beider Ehepartner spielten ebenfalls eine große Rolle für das Wohlergehen aller Beteiligten. Bereits im Jahr 1984 bezeichnete der Arzt Dr. Charles Clifford Johnson den Stress, der sich bei Ehefrauen zeigt, als „Retired Husband Syndrom“ (RHS) – zu Deutsch das „Ehemann-im-Ruhestand-Syndrom“. Diese Belastungsprobe für die Ehe drückt sich Johnson zufolge in typischen Sätzen geplagter Ehefrauen aus: „Ich werde noch verrückt“, „Immer ist er mir im Weg“ oder „Ich könnte schreien“, hörte er von vielen Frauen, die sich dauerhaft mit einem zusätzlichen „Fremden“ im Haus und seinen Ansprüchen herumschlagen mussten.
HH/RF