27.10.2011
Ob man bei Bluthochdruck seinen Salzkonsum einschränken sollte oder nicht, darüber tobt seit Jahren eine Diskussion. Eine belgische Studie heizt die Debatte nun erneut an. Ihr zufolge hat die Menge das Salzes, das mit dem Urin ausgeschieden wird, keinen Einfluss auf das Risiko, an Bluthochdruck zu erkranken.
Die Forscher der Universität von Leuven in Belgien analysierten acht Jahre lang die Daten von 3.681 Menschen und erfassten alle neu aufgetretenen Fälle von Bluthochdruck. Bei 1.429 Studienteilnehmern untersuchten die Wissenschaftler zusätzlich, wie viel Salz sie in 24 Stunden über den Urin ausschieden und wie hoch ihr Blutdruck war. Diese Testpersonen hatten keine Herz- oder Gefäßkrankheiten und nahmen keine Blutdruckmedikamente ein.
Das Ergebnis: Menschen, die wenig Salz mit dem Urin ausschieden, hatten ein größeres Risiko, an Herz-Kreislauferkrankungen zu versterben. Genauer gesagt 4,1 Prozent gegenüber nur 0,8 Prozent derjenigen, die viel Salz im Urin hatten. Das Risiko für Bluthochdruck war jedoch in beiden Gruppen gleich.
Wer wenig Salz ausscheidet, behält viel Salz im Körper, und das führt zu Bluthochdruck, der wiederum das Auftreten von Herzkrankheiten fördert. So lautete bisher die vorherrschende Meinung. Die aktuelle Studie widerlegt jedoch diese logisch klingende Argumentation: Die Salzausscheidung hat demnach keinen Einfluss auf das Risiko, einen Bluthochdruck zu entwickeln. Und nicht nur das: Auch der für die Diagnose Bluthochdruck maßgebliche obere Wert des Blutdruck war selbst bei Menschen mit extrem niedriger Salzausscheidung nicht erhöht.
Insgesamt stützen die Studienergebnisse nicht die immer noch aktuelle Empfehlung, bei Herzkrankheiten oder Bluthochdruck den Salzkonsum einzuschränken, so die belgischen Forscher. Die amerikanische Herzgesellschaft sieht das anders: sie hat noch in diesem Jahr empfohlen, die Salzzufuhr auf 1.500 Milligramm am Tag zu beschränken. Denn selbst wenn das Risiko für Bluthochdruck nicht durch die Salzausscheidung beeinflusst würde, sei das Risiko für Herzkrankheiten eben doch erhöht. Eine Studie allein ist für die Experten der Herzgesellschaft noch kein Grund, die alten Grundsätze über den Haufen zu werfen.
KK