Dr. Karen Zoufal
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03.12.2020
Heutzutage raten Forscher zum Digital Detox, weil allgemein angenommen wird, dass viel Zeit am Smartphone Angstzustände, Depressionen oder Stress begünstigt. Britische Forscher sind jetzt allerdings zu einem anderen Ergebnis gekommen.
Überraschenderweise hingen in der aktuellen Studie Zeit und Häufigkeit, mit der das Smartphone verwendet wurde, nicht mit einer schlechten psychischen Gesundheit zusammen. „Anhand der Anzahl der Griffe zum Smartphone oder der Bildschirmzeit einer Person konnten wir keine Angstzustände, Depressionen oder Stresssymptome vorhersagen. Auch hatten diejenigen mit Anzeichen für Angstzuständen und Depressionen ihr Telefon nicht häufiger benutzt als die anderen Studienteilnehmer“, sagte Studienautorin Heather Shaw vom Institut für Psychologie der Lancaster University. Die Ergebnisse der Studie wurden im Fachblatt „Technology, Mind and Behavior“ veröffentlicht.
Große Sorge: Verbringe ich zu viel Zeit am Handy?
Es zeigten sich jedoch Zusammenhänge mit psychischen Erkrankungen, wenn die Teilnehmer sich selbst in Bezug auf ihre Smartphone-Nutzung Sorgen machten. Shaw hält es daher für wichtig, die Zeit am Smartphone getrennt von den Bedenken und Sorgen der Menschen über die Technologie zu betrachten. Frühere Studien haben sich auf die nachteiligen Auswirkungen der Bildschirmzeit konzentriert, aber die jetzige Studie deutet an, dass die Ergebnisse daraus möglicherweise durch persönliche Einstellungen oder Sorgen der Menschen beeinflusst wurden.
Shaws Kollege Dr. David Ellis von der University of Bath sagte: „Mobile Technologien sind während der Covid-19-Pandemie für die Arbeit und den Alltag noch wichtiger geworden. Unsere Ergebnisse lassen vermuten, dass eine Reduzierung der Bildschirmzeit die Menschen nicht glücklicher machen wird.“ Der Wissenschaftler ist der Meinung, dass Menschen von Maßnahmen profitieren würden, die ihnen entsprechende Sorgen und Ängste nehmen.
DOI: 10.1037/tmb0000022