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Schilddrüse: Störungen sind auch bei Kindern möglich

Katrin Faßnacht-Lee  |  01.06.2021

Kinder brauchen Schilddrüsenhormone, um gesund groß zu werden. Daher gilt es, mögliche Schilddrüsen-Erkrankungen früh zu erkennen. Hormonspezialist Professor Dr. Markus Bettendorf erklärt, wie das gelingt und womit sich Schilddrüsenprobleme behandeln lassen.

Junges Mädchen, stützt ihren Kopf auf ihre Hand.
Müdigkeit, Konzentrationsprobleme und eine verzögerte Pubertätsentwicklung können auf eine Fehlfunktion der Schilddrüse hindeuten.
© fizkes/iStockphoto

"Grundsätzlich ist die Schilddrüse eigentlich für alle Reifungsprozesse verantwortlich. Für die Entwicklung des zentralen Nervensystems, das Wachstum und auch das Einsetzen der Pubertät", erklärt Professor Dr. Markus Bettendorf, Leiter der Abteilung für Kinderund Jugend-Endokrinologie am Universitätsklinikum Heidelberg. "Deswegen ist es auch so wichtig, dass man eine Unterfunktion schon beim sogenannten Neugeborenen-Screening erkennt." Bei der angeborenen Unterfunktion hat der Körper die Schilddrüse falsch oder gar nicht angelegt. Es ist die häufigste Ursache einer behandelbaren geistigen Behinderung. Diese Form der Schilddrüsen- Unterfunktion betrifft einen von 3.500 Säuglingen. "Fehlt das Schilddrüsenhormon in den ersten Lebensmonaten, lassen sich die dadurch entstehenden Schäden nicht mehr gutmachen. Wird die Unterfunktion erkannt und behandelt, haben die Kinder aber eine ganz normale Lebenserwartung und -qualität."

Hashimoto bei Heranwachsenden

Eine Schilddrüsen-Unterfunktion kann sich auch im Laufe des Lebens entwickeln. Der häufigste Grund im Kindes- und Jugendalter ist die sogenannte Hashimoto-Thyreoiditis. Hierbei greift das eigene Immunsystem fälschlicherweise Zellen der Schilddrüse an – Ärzte sprechen von einer Autoimmunreaktion. Etwa drei Prozent der Bevölkerung sind betroffen. Am häufigsten beginnt die Erkrankung bei Kindern und Jugendlichen ab etwa zwölf Jahren. Mädchen trifft sie öfter als Jungen. Zu den typischen Symptomen gehören Wachstumsstörungen, eine verzögerte Zahnung und Pubertätsentwicklung, Konzentrationsschwierigkeiten, Müdigkeit und Verstopfung. Bettendorf erläutert: "Die Unterfunktion entwickelt sich aber oft schleichend, so dass Betroffene die Symptome zunächst kaum spüren. Es ist daher wichtig, dass Eltern und Kinder die Jugenduntersuchung J1 wahrnehmen. Je früher man eine Fehlfunktion erkennt, desto besser." Übrigens: Mitunter geht bei Hashimoto der Schilddrüsen-Unterfunktion eine kurze Phase der Überfunktion mit Unruhe, Herzrasen, Durchfall oder Schlafstörungen voraus.

Behandlung der Unterfunktion

Erkennen Eltern Symptome oder deutet die Blutuntersuchung bei der J1 auf eine Unterfunktion der Schilddrüsen hin, empfiehlt es sich, einen Hormonspezialisten (Fachbezeichnung: Endokrinologe) für Kinder und Jugendliche aufzusuchen. Er macht eine Ultraschalluntersuchung und überprüft die Schilddrüsenhormone. "Bei einer Hashimoto-Thyreoiditis besteht nicht automatisch eine Unterfunktion. Nur wenn der Körper tatsächlich zu wenig Schilddrüsenhormon bildet, bekommen die Kinder das Hormon L-Thyroxin in Form von Tropfen, als Saft oder Tabletten", so Bettendorf. Nach drei bis vier Monaten kontrolliert der Arzt, ob die Dosierung stimmt. "Die Behandlung muss sich einspielen. Anschließend sollte das Hormon bis mindestens zum Pubertätsende eingenommen werden. Danach normalisiert sich die Unterfunktion in seltenen Fällen. Auch das kann der Facharzt überprüfen." Ohne eine Verbesserung muss man die Behandlung fortführen.

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