21.09.2016
„Zu uns kommen jede Woche Patienten in die Augenklinik, die unter Schwankungen der Sehschärfe im Tagesverlauf leiden“, sagt Professor Dr. med. Gabriele Lang von der Universitäts-Augenklinik Ulm. Die Ursache dafür kann Diabetes mellitus sein. Doch längst nicht alle Patienten, die mit Sehbeschwerden aufgrund von Diabetes zur Augenuntersuchung kommen, wissen auch, dass sie an der Stoffwechselstörung erkrankt sind. „Typische Schilderungen dieser Patienten lauten: Heute früh habe ich noch verschwommen gesehen, jetzt ist es wieder besser“, berichtet die DOG-Expertin. Ein weiteres typisches Szenario sei, dass eine optimal angepasste Brille zwei Tage später auf einmal nicht mehr zu passen scheint. „Der Patient sieht dann mit den neuen Gläsern in der Ferne oder Nähe plötzlich wieder schlechter“, so Lang.
Die Ursache dafür seien häufig Blutzuckerschwankungen, die auf Diabetes hindeuten. „Der steigende Blutzuckerspiegel erhöht den osmotischen Druck im Auge, was wiederum zu Wassereinlagerungen in der Augenlinse führt“, erläutert die Augenexpertin. Die Folge sei, dass sich die Form der Linse vorübergehend verändere und damit auch die Fähigkeit, scharf zu sehen. „Wer solche Anzeichen bei sich bemerkt, sollte unbedingt einen Augenarzt aufsuchen“, rät Lang. Dieser kann die Folgen der Stoffwechselerkrankung schon mit einer einfachen Untersuchung des Augenhintergrunds erkennen. Sind Veränderungen wie kleine rote Pünktchen auf der Netzhaut oder Aussackungen der Gefäße sichtbar, ohne dass der Patient jedoch von einer Diabetes-Erkrankung weiß, überweist der Augenarzt zum Hausarzt oder Internisten, um den Patienten auf die Zuckerkrankheit untersuchen zu lassen.
Die Augenexperten der DOG betonen, wie wichtig die Früherkennung und regelmäßige Untersuchungen des Auges bei Diabetes sind. Unbehandelt könne ein zu hoher Blutzucker zunehmend die kleine Blutgefäße schädigen, die die Netzhaut mit Nährstoffen versorgen. Die Folge können schwere Netzhautschäden sein.
DOG/ HH