15.09.2011
Die Wissenschaftler haben ein mathematisches Modell entwickelt, mit dem sie die Auswirkungen eines überhöhten Selbstvertrauens über verschiedene Generationen hinweg nachstellen können. Deutlich wird: Egal ob im Sport, Beruf oder sogar im Krieg – wer sich mit übersteigertem Selbstbewusstsein einer Aufgabe stellt, hat größeren Erfolg als der Konkurrent, der seine Fähigkeiten realistisch bewertet oder sogar unterschätzt. Dies gilt aber nach Ansicht der Forscher nur so lange, wie die Früchte des Erfolges mehr wiegen als die Anstrengungen, für sie zu kämpfen.
Wahrscheinlich hat sich die Selbsttäuschung in der Menschheitsgeschichte durchgesetzt: Nach den Regeln der Evolution kann es durchaus sein, dass Menschen mit der Mentalität eines Boxers wie Muhammad Ali, der mit seinem provozierend zur Schau gestellten Selbstbewusstsein berühmt wurde, mehr Nachkommen zeugen konnten als die Menschen mit dem neurotisch-zurückhaltenden Wesen eines Woody Allen.
Einen noch größeren Vorteil bietet das überhöhte Selbstwertgefühl den Wissenschaftlern zufolge aber in Situationen, die durch Unsicherheit und Risiken geprägt sind. Einem unbekannten Feind überzeugt entgegenzutreten, ist ihrer Meinung nach eine bessere Strategie als sich direkt zu unterwerfen. Allerdings – so die Experten – sei es wichtig, das übersteigerte Selbstvertrauen zu kanalisieren, um möglichst großen Nutzen und eben keinen Schaden aus ihm zu ziehen. Denn dass eine solche Art der Selbsttäuschung auch nach hinten losgehen kann, haben der Börsencrash im Jahr 2008 und der Irak-Krieg im Jahr 2003 gezeigt. In diesen zwei Situationen hat allein die Überzeugung, alles zu können, eben doch nicht ausgereicht.
KK