08.08.2019
Die bislang umfangreichste Studie zum Thema Testosteron für Frauen jenseits der Wechseljahre kommt zu einem klaren Ergebnis: Die Gabe des Geschlechtshormons verbessert die sexuelle Lust, Funktion und Vergnügen bei Frauen nach der Menopause signifikant. Das oft als das männliche Hormon beschriebene Testosteron spielt auch für die weibliche Sexualität eine entscheidende Rolle – und seine Konzentration nimmt, wie bei den Männern, im Alter ab. Das Problem: Die erhältlichen Präparate wurden nur für Männer entwickelt und getestet. Daher werteten die Forscher um Professor Dr. Susan Davis von der Monash-Universität in Australien nun 46 Berichte zu 36 Studien mit insgesamt 8.480 Teilnehmerinnen aus, davon 95 Prozent postmenopausal.
Es zeigte sich, dass fast jede dritte Frau im mittleren Lebensabschnitt weniger Lust empfand. Durch eine Testosteron-Behandlung stieg die Häufigkeit befriedigender sexueller Ereignisse, das Selbstbild verbesserte sich und auch das Wohlbefinden insgesamt stieg. Als leichtere Nebenwirkungen traten Akne, Haarverlust und in fünf Studien auch eine leichte Gewichtszunahme auf. Schwerwiegende Auswirkungen auf die Glucose- und Insulin-Spiegel im Blut, den Blutdruck oder auf die Brust gab es keine. Für eine klare Risikoeinschätzung des Brustkrebsrisikos reichten die Daten jedoch nicht aus. Hier brauche es mehr Studien, so die Autoren. Das Risiko für Herzinfarkte oder Schlaganfälle war unverändert. Bei weiteren unerwünschten Nebenwirkungen kam es auf die Applikationsform an: Orale Präparaten wirkten sich negativ auf den Cholesterinspiegel aus, bei nicht oralen Arzneiformen war dies nicht der Fall.
„Unsere Ergebnisse zeigen, dass es Zeit ist, Testosteron-Therapien maßgeschneidert für postmenopausale Frauen zu entwickeln, statt diese mit den hochkonzentrierten Formulierungen für Männer zu behandeln“, sagt Davis in einer Pressemitteilung des Fachjournals. In keinem Land seien jedoch bislang Testosteron-Präparate speziell für Frauen zugelassen. Auch gebe es keine internationalen Leitlinien für die Anwendung bei Frauen. Angesichts der Vorteile, die für das Sexualleben und das persönliche Wohlbefinden der Frauen gefunden wurden, seien dringend neue Leitlinien und Formulierungen nötig, fordern die Studienautoren.
dh/<link www.pharmazeutische-zeitung.de>PZ/NK