28.01.2013
Nahm die sexuelle Revolution in den 1960er Jahren mit der "Pille" ihren Anfang? "Nein", sagen US-amerikanische Forscher. Ihren Daten zufolge begann die neue Freizügigkeit bereits ein Jahrzehnt früher durch ein anderes Arzneimittel.
Bereits in den angeblich prüden 50er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts startete das, was später als sexuelle Revolution bezeichnet wurde. Das fand ein Team von Wissenschaftlern um Andrew Francis von der Emory Universität in Atlanta heraus. "Die neue sexuelle Zeitrechnung wurde durch das Penicillin eingeleitet, das in den 50er-Jahren für einen erheblichen Rückgang der Syphilis-Erkrankungen sorgte", sagte Francis. Von 1947 bis 57 ging die Zahl der Syphilis-Toten um 75 Prozent zurück, die Rate der Neuerkrankungen fiel sogar um 95 Prozent.
Da das Risiko beim Sex kleiner wurde, wollten die Menschen mehr davon, erklärte Francis. Er vergleicht das mit Gesetzmäßigkeiten der Wirtschaft: Fällt der Preis der Ware, kaufen die Leute mehr ein. Um seine Theorie zu untermauern, analysierten die Forscher Daten zu Teenager-Schwangerschaften, unehelichen Kindern und Gonorrhoe-Erkrankungen, auch Tripper genannt. Sie griffen dazu auf Akten der US-amerikanischen Gesundheitsbehörden aus den 1930er- bis 1970er-Jahren zurück. "Tatsächlich gab es Mitte bis Ende der 1950er-Jahre, als die Zahl der Syphilis-Erkrankungen fast auf Null zurückging, bei allen dieser drei Anzeichen für risikoreiches Sexualverhalten dramatische Zuwächse", so Francis.
RF