Angesichts der steigenden Belastung durch Stress am Arbeitsplatz plädieren Experten dafür, in Deutschland eine Siesta einzuführen. Annelie Buntenbach vom Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) sprach sich am vergangenen Samstag gegenüber der "taz" für die Mittagsruhe aus. Das DGB-Vorstandsmitglied meint: "Auch wenn die Siesta in vielen südeuropäischen Staaten nicht mehr selbstverständlich ist, weil auch dort in klimatisierten Räumen gearbeitet wird, ist sie auf jeden Fall gesund." So senke ein kurzer Mittagsschlaf zum Beispiel das Herzinfarktrisiko und sorge für neue Energie. Es gebe bereits Firmen, die ihren Mitarbeitern Ruhe-Räume anböten.
Auch Jürgen Zulley, Professor für Biologische Psychologie an der Universität Regensburg, denkt positiv von der Mittagsruhe: "Eine Mittagsruhe überbrückt eine leistungsarme Zeit mit einem erhöhten Risiko für Fehler, und wir reagieren anschließend schneller, sind aufmerksamer, unser Gedächtnis ist besser und wir sind auch noch besserer Laune." Er warnt aber davor, länger als eine halbe Stunde zu schlafen. Dann könne man "den Rest des Tages so ziemlich vergessen".
Mario Ohoven, Präsident des Bundesverbandes mittelständische Wirtschaft (BVMW), sagte ebenfalls am Samstag zur "Bild": "Kluge Unternehmer wissen, wie wichtig schöpferische Pausen für den Erhalt der Leistungsfähigkeit, Kreativität und Motivation der Mitarbeiter sind. In den USA und Japan, aber auch bei unseren österreichischen Nachbarn hat sich die Siesta am Arbeitsplatz längst bewährt." Je besser die Arbeitsbedingungen gestaltet würden, desto attraktiver sei ein Unternehmen für Fachkräfte.
FH