01.04.2020
Für die Studie wurden neun Patienten der sogenannten Münchner Fallgruppe, die ersten miteinander zusammenhängenden COVID-19-Fälle in Deutschland, in der München Klinik Schwabing medizinisch betreut. Die Erkrankten waren jung bis mittelalt und trotz milder Symptome stationär aufgenommen worden. Sie litten vor allem unter Husten und Fieber sowie einem gestörten Geruchs- und Geschmacksempfinden. Das Klinikpersonal entnahm mehrmals am Tag Proben aus Rachen, Lunge, Blut, Stuhl und Urin.
Wie die Forscher um Professor Dr. Clemens Wendtner, Chefarzt an der München Klinik Schwabing, und dem Berliner Virologen Professor Dr. Christian Drosten beobachten konnte, war die Virusausscheidung im Rachen der Covid-19-Erkrankten in der ersten Woche nach Beginn der Symptome sehr hoch. Auch im Husten-Auswurf konnten große Mengen Virus-Erbgut nachgewiesen werden. Sowohl aus den Rachen-Abstrichen als auch aus dem Husten-Auswurf ließen sich infektiöse Virus-Partikel isolieren. „Das bedeutet, dass sich das neue Coronavirus nicht erst in der Lunge, sondern bereits im Rachen vermehren kann und damit sehr leicht übertragbar ist“, erklärt Drosten.
Ansteckend, bevor Symptome spürbar sind
In den meisten Fällen nahm die Viruslast im Rachen über die erste Krankheitswoche deutlich ab. Die Virusausscheidung in der Lunge fiel ebenfalls, jedoch später als im Rachen. „Die hohe Viruslast im Rachen gleich zu Beginn der Symptome deutet darauf hin, dass Covid-19-Erkrankte bereits sehr früh infektiös sind, möglicherweise sogar bevor sie überhaupt bemerken, dass sie krank sind“, erklärt Oberstarzt Privatdozent Dr. Roman Wölfel, einer der Erstautoren der Studie.
Wie die Forschenden außerdem zeigen konnten, vermehrt sich SARS-CoV-2 vermutlich auch im Magen-Darm-Trakt. Allerdings ließen sich im Stuhl der Patienten keine infektiösen Viren nachweisen. In Blut und Urin fand sich das Virus nicht.
NK