12.10.2018
Multiple Sklerose ist eine Autoimmunerkrankung, bei der das Hirngewebe von einer fehlgeleiteten Antwort des körpereigenen Immunsystems geschädigt wird. Bei der Entstehung der Krankheit könnte die Darmflora eine größere Rolle spielen, als bisher angenommen, wie Forscher der Universität Zürich jetzt zeigen konnten.
Bei <link>Multipler Sklerose (MS) bekämpft das körpereigene Abwehrsystem die Hüllen von Nervenzellen im Gehirn. Wie die Schweizer Forscher nun zeigen konnten, reagieren sogenannten T-Helfer-Zellen, die für die krankhaften Prozesse verantwortlich sind, auf ein Eiweiß namens GDP-L-Fucose-Synthase. Dieses Enzym wird sowohl von menschlichen Zellen wie auch von Bakterien gebildet, die in der Darmflora von MS-Patienten gehäuft zu finden sind. „Wir denken, dass die Immunzellen im Darm aktiviert werden, dann ins Hirn wandern und dort eine Entzündungskaskade anstoßen“, sagt Studienautorin Mireia Sospedra.
Wie die Wissenschaftler in der Fachzeitschrift Science Translational Medicine berichten, könnten Darmbakterien demnach eine viel größere Rolle bei der Entstehung der Krankheit spielen, als bisher angenommen. Sie hoffen, dass ihre Erkenntnisse die Therapie der Krankheit verbessern könnte. „Unser Therapieansatz richtet sich spezifisch gegen die pathologischen autoreaktiven Immunzellen“, sagt Sospedra. Damit unterscheide er sich radikal von den aktuell verfügbaren Behandlungen, die das gesamte Immunsystem drosseln. Mit ihnen gelingt es zwar oft, die Entwicklung der Krankheit aufzuhalten, doch die Behandlungen führen gleichzeitig zu einer Schwächung des Abwehrsystems und können deshalb mitunter schwerwiegende Nebenwirkungen hervorrufen.
NK