20.04.2017
Der spontane Riss innerhalb der Gefäßwand der Koronararterien, eine sogenannte spontane Koronardissektion, gilt als extrem seltene Form des Herzinfarkts. Nach einer Berechnung britischer und kanadischer Kardiologen könnte sie allerdings doch nicht ganz so selten sein, wie oft vermutet wird. Betroffen sind vor allem jüngere, gesunde Frauen.
Wie aus der Hochrechnung der Wissenschaftler hervorgeht, waren 0,54 Prozent aller Herzinfarkte auf eine spontane Koronardissektion zurückzuführen. Damit ist diese Form des Herzinfarkts zwar relativ selten, aber die Risikogruppe ist schwer zu identifizieren und eher ungewöhnlich: Die spontane Koronardissektion tritt vor allem bei jüngeren Menschen ohne Risikofaktoren wie Diabetes, hohe Cholesterinwerte oder Bluthochdruck auf. Durchschnittsalter war 52 Jahre im Vergleich zu 66 Jahren bei allen übrigen Infarktpatienten. Besonders häufig sind Frauen davon betroffen – sie machen etwa 70 Prozent der Fälle aus. Bei etwa einem Drittel handelt es sich um Frauen am Ende einer Schwangerschaft oder um Frauen, die erst kürzlich ein Kind zur Welt gebracht haben. „Wir glauben, dass emotionale und hormonelle Faktoren eine große Rolle bei der spontanen Koronardissektion spielen, obwohl der genaue Grund von Person zu Person variieren kann“, sagen Dr. Rahul Potluri von der Aston University in Birmingham und Dr. Kevin Bainey von der University of Alberta.
Wie die Studie ergab, waren bei Betroffenen jedoch weniger häufig große Operationen nötig und sie starben seltener an dem Ereignis als andere Herzinfarkt-Patienten. Um die 90 Prozent der Betroffenen lebten fünf Jahre nach ihrer ersten Krankenhauseinweisung noch. Wichtig sei es nun, die Diagnose dieser Form von Herzinfarkt zu verbessern und Risikofaktoren zu identifizieren, um Krankenhausaufenthalte und Todesfälle zu verhindern, so die Forscher. Bei ihrer Analyse hatten sie die Daten von mehr als 33.000 Herzinfarktpatienten aus 15 Jahren ausgewertet. Demnach könnte die spontane Koronardissektion jedes Jahr bei über 1.000 Frauen in Großbritannien die Ursache eines Herzinfarkts und für 100 Todesfälle jährlich verantwortlich sein.
HH