Die Existenz dieser Stammzelle ist zwar schon seit 50 Jahren bekannt – die Zelle konnte aber bislang nicht isoliert werden. Dass es sie geben musste, war lange klar: 1961 etablierten kanadische Forscher um James Till das Konzept der blutbildenden, medizinisch gesprochen: hämatopoetischen Stammzellen (HSC), das später zur Transplantation von Knochenmark führte. Doch gesehen hatte die unsterblichen Stammzellen trotz langjähriger Suche noch niemand. "Unsere Arbeit hat zur ersten Sichtung dieser Zellen geführt", sagt Studienleiter John Dick von der University of Toronto.
Sein Team hatte über Jahre im Tierversuch die Fähigkeiten der verschiedenen Zellen des menschlichen Knochenmarks getestet. Hierfür transplantierten die Wissenschaftler einzelne menschliche Zellarten in Mäuse, die kein Immunsystem besitzen, und beobachteten, ob diese ein neues, vollständiges Blutsystem aufbauen konnten. Dabei stießen sie schließlich auf eine Zellart, die durch ein spezielles Eiweiß auf ihrer Oberfläche, gekennzeichnet ist: die gesuchte Mutter-Stammzelle. Mäuse, die diese Zellart transplantiert bekamen, entwickelten ein vollständiges Blutsystem mit roten und weißen Blutzellen, berichten die Forscher im Fachjournal "Science". Der ultimative Beweis, dass es sich um die gesuchte Zelle handelt, stehe laut Dick allerdings noch aus. Sie müsse auch nach einer Transplantation im Menschen zum Aufbau eines neuen Blutsystems führen.
Das Eiweiß auf der Zelloberfläche ist für weitere Untersuchungen unentbehrlich. Mit seiner Hilfe können Forscher gezielt patienteneigene Master-Stammzellen aus dem Knochenmark isolieren und diese möglicherweise zur Therapie für Leukämiepatienten nutzen. Bislang erhalten diese Fremdtransplantate, falls ein passender Spender gefunden wird. Dick und seine Kollegen hoffen, dass die gefundenen Stammzellen, die dem Patienten vor der Chemotherapie entnommen und auf kanzerogene Veränderungen untersucht wurden, bei negativem Ergebnis in Zukunft eine sichere Alternative bieten, um ein neues Blutsystem aufzubauen.
PZ/MP