28.12.2015
Wie die kleine Studie mit 30 Teilnehmern zeigte, reagierten Leser von Lebenshilfebüchern sensibler auf Stress und neigten eher zu depressiven Symptomen. Lasen die Teilnehmer Ratgeber, die sich mit dem Wachstum der eignen Persönlichkeit beschäftigten, wie etwa „du bist stärker, als zu denkst“ oder „wie man aufhört, sich zu sorgen und zu leben beginnt“, waren in ihrem Speichel in Stresssituation höhere Pegel des Stresshormons Cortisol nachweisbar. Suchten die Teilnehmer dagegen in Selbsthilfebüchern Rat, die ein spezielles Problem im Fokus hatten, traten häufiger depressive Symptome auf als bei Nicht-Lesern. Das berichten Forscher in der Zeitschrift Neural Plasiticity. Die Persönlichkeit, das Gefühl von Kontrolle und das Selbstwertgefühl blieben dagegen unverändert.
Ob das Lesen solcher Selbsthilfebücher die Sensibilität für Stress und Depressionssymptome verstärke oder ob umkehrt Leser solcher Bücher sensibler gegenüber Stress seien, sei schwer zu beurteilen. Weitere Studien seien nötig, um mehr darüber zu lernen. „Nichtsdestotrotz scheint es so, dass Lebenshilferatgeber nicht den gewünschten Effekt haben“, sagt Sonia Lupien, Director of the Centre of Studies on Human Stress (CSHS). Wenn man feststelle, dass sich der Kauf eines Lebenshilfebuchs am besten dadurch vorhersagen lasse, dass schon eines im vergangenen Jahr gekauft wurde, lasse dies Zweifel an der Wirksamkeit aufkommen. „Wären diese Bücher wirklich effektiv, müsste logischerweise eines reichen, um unsere Probleme zu lösen“, sagt Lupien. Sie empfiehlt Ratsuchenden auf wissenschaftlich fundierte Bücher, die von Forschern oder Ärzten geschrieben wurden, zurückzugreifen. Einen Psychologen könnten auch diese nicht ersetzen, doch könnten sie dabei helfen, ein besseres Verständnis für Ängste und Stress zu entwickeln.
HH