BVDN
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21.10.2011
"Mit Beginn der dunklen Jahreszeit sollte man auf eine ausreichende UV-Lichteinwirkung achten, um einer saisonalen Depression vorzubeugen. Bereits ein einstündiger Aufenthalt oder Spaziergang im Tageslicht kann dem Phänomen spürbar entgegenwirken, auch wenn der Himmel bedeckt ist", empfiehlt Dr. Frank Bergmann vom Berufsverband Deutscher Nervenärzte (BVDN) in Krefeld.
Als typische Symptome für eine "saisonal abhängige Depression" (SAD) gelten eine gedrückte Stimmung, Antriebslosigkeit, das Gefühl morgens nicht ausgeschlafen zu sein und Tagesmüdigkeit, wenn sie regelmäßig jeden Herbst oder Winter wiederkehren. Ursache für dieses Phänomen ist insbesondere der jahreszeitlich-bedingte Lichtmangel. "Ergänzend zu den Spaziergängen können in Räumen spezielle Tageslichtlampen eingesetzt werden, die in ihrer spektralen Zusammensetzung natürlichem Sonnenlicht zumindest zum Teil entsprechen."
Man schätzt, dass etwa jeder vierte Deutsche in einer mehr oder weniger ausgeprägten Weise von derartigen Beeinträchtigungen betroffen ist. Sie haben in den meisten Fällen jedoch keinen Krankheitswert. Bei mehr als 10% der Bevölkerung erreichen die Beschwerden jedoch ein Ausmaß, das zu einer deutlichen Einschränkung der emotionalen Befindlichkeit und auch der Leistungsfähigkeit führt. "Bei einem hohen Leidensdruck sollte ein psychiatrisch tätiger Arzt - ein Nervenarzt oder ein Psychiater - aufgesucht werden. Dann muss auch abgeklärt werden, ob es sich nicht um eine echte Depression handelt", ergänzt der niedergelassene Nervenarzt. "Während für die saisonale Depression Heißhunger, Gewichtszunahme und ein verstärktes Schlafbedürfnis die typischen Symptome sind, leiden Menschen mit echten Depressionen meist unter Appetitlosigkeit und haben Schlafstörungen." Die endgültige Diagnose solle unbedingt einem Facharzt überlassen werden.
Bei saisonalen und leichteren Depressionen werden oftmals antidepressiv wirksame Johanniskraut-Präparate eingesetzt. "Für eine effektive Wirkung ist die richtige Dosierung des Medikamentes unerlässlich. Daher sollte auch dieses pflanzliche Arzneimittel stets unter ärztlicher Anleitung eingenommen werden", rät Dr. Bergmann. Daneben stehen weitere Antidepressiva und psychotherapeutische Verfahren zur Behandlung zur Verfügung. Bei der therapeutischen Entscheidung für oder gegen die Einnahme von Medikamenten wird der Wunsch des Patienten berücksichtigt. Die Psychotherapie hat neben der Pharmakotherapie einen ebenso großen Stellenwert und kann mit Antidepressiva kombiniert oder alleine eingesetzt werden. "Für die Behandlung von Depressionen werden dem Patienten entsprechende Vorschläge gemacht, wobei natürlich dabei die unterschiedlich guten Behandlungsaussichten berücksichtigt und besprochen werden", ergänzt der Experte.