23.03.2017
Wachsende Arbeitsbelastung, ständiger Termindruck und Hektik rund um die Uhr lassen kaum noch Zeit zum Verschnaufen. Selbst abends nach Feierabend halten uns Smartphone, E-Mails und soziale Netzwerke noch in permanenter Ruf- und Kommunikationsbereitschaft, Abschalten ist kaum noch möglich. „Immer mehr Menschen fühlen sich den Anforderungen unserer digitalisierten Leistungsgesellschaft nicht mehr gewachsen“, erläutert Dr. Nirmal Herbst, Psychologischer Psychotherapeut der Schlossparkklinik Dirmstein.
Wer sich ständig gestresst und überfordert fühlt, kann auch körperlich krank werden. Kopfschmerzen, Schlaflosigkeit, Nervosität und Herz-Kreislaufprobleme seien Herbst zufolge häufig die Folgen einer dauerhaften Überbelastung.
Positives Denken
Im Grunde genommen sind Stress-Reaktionen eigentlich nichts Schlechtes, sondern vielmehr ein gesunder, uralter Schutzmechanismus. „Schließlich musste der Körper in früheren Zeiten bei Gefahr auf Verteidigung „umschalten“ oder zur schnellen Flucht bereit sein“, weiß Dr. Herbst. Die Muskeln sind in diesem Fall gespannt, der Atem geht schneller und der Körper produziert Stresshormone. Doch während der Anspannung normalerweise auch Entspannung folgen sollte, nehmen wir uns in unserem beschleunigten Leben heute dafür oftmals nicht mehr die Zeit. „Während positiver Stress, den wir zum Beispiel beim Sport oder in Vorfreude auf ein wichtiges Ereignis erleben, Leistungsfähigkeit und Zufriedenheit steigert, wird negativer Stress ohne Ausgleich oft belastend und bedrohlich“, so der Experte.
Um mit negativen Stressbelastungen besser umgehen zu können, könne positives Denken helfen. „Positiver Mindset“ heißt das moderne Zauberwort für eine positive Grundeinstellung zum Leben. Dabei geht es darum, schwierigen Lebenslagen mit einer positiven Einstellung leichter begegnen zu können. Denn: Je nachdem, wie man eine neue Herausforderung oder ein Problem sieht und angeht, stelle sich auch der Körper darauf ein. Dementsprechend produziere er dann auch mehr oder weniger Stresshormone.
Positives Denken heiße jedoch nicht, „dass ich mir alles schönrede und bei herausfordernden Situationen in meinem Leben wegschaue“, betont Dr. Herbst. „Ganz im Gegenteil: Vielmehr bedeutet es, eine akzeptierende Haltung aufzubauen und sich auch in herausfordernden Momenten auf positive Aspekte des Lebens zu fokussieren statt sich selbst innerlich niederzumachen und in Selbstmitleid zu versinken. Es ist quasi ein Training in Optimismus, vergleichbar der Frage nach dem halbvollen oder halbleeren Glas.“
Nicht über den Beruf definieren
Hilfreich sei es auch, die eigene Einstellung zu Job und Karriere zu überdenken: „Auch wenn der Beruf Erfüllung bedeutet, ist es hilfreich, sich nicht ausschließlich darüber zu definieren,“ so Dr. Herbst. Wichtig sei zudem, auch im Job einmal Nein sagen zu können und nicht immer alles kommentarlos herunterzuschlucken. Um Überforderungen von vornherein weitgehend auszuschließen, empfiehlt der Experte eine systematische Vorgehensweise: „Am besten die anstehenden Aufgaben nach Wichtigkeit und Dringlichkeit ordnen und entsprechend strukturiert abarbeiten. Aufgaben, die gleichermaßen wichtig und dringlich sind, haben dabei Priorität.“ Ist das tägliche Arbeitspensum dennoch nicht zu bewältigen, so helfe eventuell ein klärendes Gespräch mit dem Chef. Dabei könnten sich ebenfalls betroffene Kollegen als hilfreiche Mitstreiter erweisen.
Nicht nur berufliche Termine sollten gut geplant sein: „Achten Sie bei Ihrer täglichen Zeiteinteilung stets darauf, dass Sie neben den beruflichen Anforderungen auch angenehme Tagespunkte regelmäßig bewusst einplanen“, rät Herbst. Dazu zählen beispielsweise Treffen mit Freunden, Hobbys und Sport. „Die Einhaltung dieser Entspannungsmomente sollten Sie ebenso wichtig nehmen wie etwa den Arzt- oder Steuerberatertermin.“ Denn dies sei ein wesentlicher Schritt, um innerlich wieder eine Balance herstellen zu können.
Ausreichend Schlaf ist wichtig
Ob im Job oder in der Freizeit - wichtig sind kleine Auszeiten zwischendurch. „Hin und wieder in Ruhe einen Tee trinken oder das Fenster öffnen und Sauerstoff in die Räume lassen“, empfiehlt Dr. Herbst. Ebenso hilfreich ist in der Mittagspause ein kleiner Spaziergang an der frischen Luft. „Dabei Dehnen, Strecken, Gähnen oder einfach nur für zwei Minuten ganz bewusst atmen. Körper und Seele werden die kleine Pause nutzen, um zu entspannen“, versichert Dr. Herbst. Nicht nur Kreislauf und Muskulatur kommen dabei in Schwung. Auch das Gehirn wird positiv aktiviert. Schon ein mittellanger Spaziergang fördere die Durchblutung bestimmter Gehirnregionen um bis zu einem Drittel. Das steigere Konzentrationsfähigkeit und Gedächtnisleistung. Die bessere Durchblutung führe zudem zu einer höheren Ausschüttung von Endorphinen, was Stimmung und Glücksempfinden zugute kommt.
Und was hilft noch im täglichen Kampf gegen den Stress? „Wenn überfordernde Situationen Ihren Alltag prägen und das Innenleben im Chaos versinkt, ist es hilfreich, zumindest äußerlich für Ordnung zu sorgen“, weiß Herbst. Sein Tipp: „Achten Sie auf eine ausgewogene Ernährung mit genügender Flüssigkeit und auf ausreichenden Schlaf.“ Unterstützend wirken feste Schlafrituale und Regeln wie etwa der weitgehende Verzicht auf Tee, Kaffee oder Alkohol drei bis vier Stunden vor der Bettruhe. Wenngleich das Schlafbedürfnis unterschiedlich ist, so seien 7 bis 8 Stunden nächtliche Regenerationszeit für Körper und Geist optimal, um am nächsten Tag wieder bestmöglich gegen Hektik und Stress gewappnet zu sein.
Pressebüro Brenneke/NK