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Thema der Woche: Die beste Hilfe bei Bronchitis und COPD

29.09.2016

Jeder Atemzug hält uns am Leben. Aber wenn die Luft knapp wird, schrecken wir auf. Das Thema der Woche widmet sich deswegen Bronchitis und COPD, der chronisch obstruktiven Atemwegserkrankung.

So behandeln Sie Bronchitis und COPD.
Bei akuter Bronchitis ist es ratsam, viel zu trinken und pflanzliche Arzneimittel zu nutzen.
© contrastwerkstatt - Fotolia

„Luft ist Freiheit. Ich habe sie erst gespürt, als sie mir zu fehlen begann. Und das brachte so einiges in meinem Leben in Bewegung“, blickt der Schlagersänger Roland Kaiser zurück. Im Juli 2000 wachte er eines Morgens auf und spürte einen unangenehmen Druck auf der Brust. „Ich wollte tief durchatmen. Doch der eine, befreiende Atemzug gelang mir nicht.“ Einen Tag lang rang er mit beklemmender Atemnot, bevor er den Arzt aufsuchte. Diagnose: COPD. „Was das im alltäglichen Leben für mich bedeuten würde, das haben mir erst die kommenden Wochen, Monate, ja sogar Jahre gezeigt.“

Kalte und feuchte Luft in Herbst und Winter: Das bedeutet Wohlfühlklima für die Erreger, die es auf die Atemwege abgesehen haben. „Die Nase ist nun einmal das Organ, das als erstes in Wind und Wetter steht“, erklärt Dr. Andreas Hellmann, niedergelassener Lungenfacharzt in Augsburg. „Hier treffen die Erreger als erstes auf. Ist aber die Bresche einmal geschlagen, dann geht es auch weiter unten leichter“, so der Vorstandsvorsitzende des Bundesverbandes der Pneumologen.

Wenn der Husten länger dauert

Schnupfen, Husten und Heiserkeit verschonen in dieser Jahreszeit kaum jemanden. Nach ein bis zwei Wochen ist der Spuk meistens vorbei. Problematischer sieht es aus, wenn der Husten länger andauert oder sich eine Erkältung an die nächste anschließt. Solche Infekte gehören zu den möglichen Ursachen einer chronischen Bronchitis. Die Weltgesundheitsorganisation definiert sie als „Husten und Auswurf an den meisten Tagen während mindestens drei Monaten in zwei aufeinander folgenden Jahren“.

Hellmann: „Eine akute Bronchitis heilt meist ohne Behandlung wieder ab. Schleimlöser, Inhalationen und Hustenblocker können die Symptome erträglicher machen, die Krankheit aber nicht verkürzen.“ In leichteren Fällen lohnt sich ein Blick auf die Pflanzenmedizin. „Gerade für die Behandlung einer akuten Bronchitis eignen sich verschiedene Tees wie Salbei sowie pflanzliche Schleimlöser. Das Wichtigste ist und bleibt aber eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr.“

Aufwändiger ist die Behandlung einer chronischen Bronchitis. „Hier ist der erste und wichtigste Schritt, das Rauchen einzustellen. Wichtig ist gerade bei der chronischen Bronchitis regelmäßiges körperliches Training.“ Es stehen auch eine Anzahl von Medikamenten zur Inhalation wie auch zur Einnahme zur Verfügung. „Bei akuten Schüben einer chronischen Bronchitis müssen oft Antibiotika und Kortison eingesetzt werden“, erklärt der Lungenfacharzt.

Auch von Ärzten unterschätzt

Dramatischer verläuft die COPD, die chronisch obstruktive Atemwegserkrankung, wie das anfängliche Beispiel von Roland Kaiser zeigt. Sie macht die normale Atmung unmöglich. Rund fünf Millionen Deutsche – so schätzen Experten – leiden an ihr. Männer trifft es doppelt so häufig wie Frauen. Mit dem Alter steigt das Risiko weiter an. „Die Erkrankung wurde lange Jahre unterschätzt. Auch von uns Ärzten“, weiß der Lungenfacharzt Professor Dr. Michael Pfeifer vom Zentrum für Pneumologie in Donaustauf.

Roland Kaiser rauchte über viele Jahre hinweg. Mit bedrohlichen Langzeitfolgen wie Atemnot, chronischem Husten und Erschöpfung. „Das Rauchen steht bei den Risikofaktoren an erster Stelle“, erklärt Pfeifer. Besonders gefährdet: langjährige Raucherinnen und Raucher. „Der konsequente Rauchstopp ist des halb ein wichtiger Schritt bei der Behandlung“, betont der Experte. Zu dem spielen die Erbanlagen eine Rolle.

COPD: Keine Heilung möglich

Das Fatale: Eine COPD lässt sich nicht heilen. Grund: Die Entzündung der Atemwege verändert die Struktur der Lunge. Normalerweise verzweigt sie sich in kleinste Äste. Dies sorgt für eine große Fläche, die möglichst viel Sauerstoff aufnimmt. Im Laufe der Erkrankung verkleinert sich die Fläche immer weiter, so dass Atemnot bei kleinsten Anstrengungen droht.

Basis der Behandlung bilden Medikamente, die man in den Mund sprüht und einatmet – ähnlich wie beim Asthma. Die jeweilige Arznei gelangt direkt in die Lunge, wo sie die Atemwege vorüber gehend erweitert. Entsprechende Wirkstoffgruppen sind sogenannte Beta-2-Sympathomimetika oder Anticholinergika. Es gibt Präparate für eine Einnahme nach Bedarf und für eine Dauertherapie. Ergänzend verschreiben Ärzte bei Bedarf auch kortisonhaltige Medikamente, die die Entzündung eindämmen, und Arzneien, die den Schleim lösen.

Neuer Wirkstoff

Eine relativ neue Möglichkeit der Therapie bietet der Wirkstoff Roflumilast. Er sorgt dafür, dass die COPD deutlich langsamer fortschreitet. Allerdings besitzt das Medikament auch Nebenwirkungen wie Übelkeit. Meist lässt diese aber innerhalb von vierzehn Tagen nach. Wichtig neben der Arzneitherapie: eine geeignete Physiotherapie im Hinblick auf gezielte Atemübungen. Zudem sollten sich COPD-Patienten mehr bewegen, soweit möglich. Patienten sollten auch beraten werden, wie sie Medikamente richtig anwenden und welche Risikofaktoren bei COPD zu meiden sind.

Eine andere Therapiemöglichkeit im fortgeschrittenen Stadium bieten operative Eingriffe in spezialisierten Kliniken. Da bei der COPD das Zwerchfell durchhängt, kann es die Lunge nicht mehr beim Atmen unterstützen. Ärzte legen nun mit verschiedenen Verfahren einen Teil der Lunge still. Das klingt zunächst paradox. Der Eingriff zieht jedoch das Zwerchfell wieder in die angestammte Position, was das Atmen erleichtert.

Teile der Lunge stilllegen

Um Teile der Lunge stillzulegen, bieten sich mehrere Verfahren an. Dies geschieht zum Beispiel mit Hilfe von Spezialventilen. Bei Misserfolg lassen sie sich wieder entfernen. Anders sieht es aus, wenn man mit einer Art Spezialschaum, der aushärtet, einen Teil der Lunge füllt und damit stilllegt. „Es bedarf einer genauen Auswahl der Patienten“, gibt Pfeifer zu bedenken. „Trotzdem stellen diese Verfahren eine gewisse Hilfe dar und können in einigen Fällen zu einer Verbesserung der Luftnot und der Leistungsfähigkeit führen.“

Schlagerstar Roland Kaiser lebte zehn Jahre mit seiner chronischen Lungenkrankheit. 2010 spitzte sich die Lage dramatisch zu: „Für mich gab es nur zwei Alternativen: einer Organtransplantation zuzustimmen oder über kurz oder lang zu sterben.“ Kaiser, der in den 1980er-Jahren durch Hits wie ‘Santa Maria‘ berühmt wurde, dankt dem Spender bis heute. „Dass ich durch die Lunge eines Fremden weiterleben darf, ist für mich ein Geschenk.“

Peter Erik Felzer

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