20.01.2017
Pneumokokken
Blutvergiftung, Lungen-, Mittelohr-, Nasennebenhöhlen- und Hirnhautentzündungen: Die Liste der Krankheiten, die durch Pneumokokken verursacht werden, ist lang. „Mehr als die Hälfte aller Kleinkinder in Deutschland tragen den Keim in sich, ohne Symptome zu zeigen“, sagte Weinke, der als Mitglied der Ständigen Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut an den Impf-Empfehlungen für Kinder und Erwachsene mitarbeitet. Für Menschen mit einem geschwächten Immunsystem können die Erreger schnell gefährlich werden. Schätzungsweise 5.000 Menschen sterben jährlich in Deutschland an einer Pneumokokken-Infektion.
Schutz vor den Erregern bietet eine Impfung, die es in zwei Varianten gibt:
- Pneumokokken-Polysachharidimpfstoff (PPSV 23):
Dieser Impfstoff wirkt gegen 23 verschiedene Typen von Pneumokokken, die für über 90 Prozent aller Infektionen verantwortlich sind. Er wird für Kinder ab 2 Jahren empfohlen. - Pneumokokken-Konjugatimpfstoff (PPV 13):
Die Konjugat-Impfung ist seit 2016 eine Standard-Impfung für alle Säuglinge und Kleinkinder ab dem zweiten Lebensmonat bis zum zweiten Lebensjahr.
„Mit einer Impfung schützt man nicht nur sich selbst, sondern auch seine Mitmenschen – allen voran Säuglinge unter zwei Monaten, die noch nicht geimpft werden dürfen“, sagte Weinke. In Deutschland haben jedoch nur 30 Prozent aller Erwachsenen ausreichenden Impfschutz. Hier gibt es zudem große regionale Differenzen: „25 Jahre nach der Wende ist die Impfrate in Ostdeutschland doppelt so hoch ist wie in Westdeutschland“, mahnte Weinke. Das RKI hat im August 2016 aktualisierte Empfehlungen für die Pneumokokken-Impfung herausgegeben, die vor allem Senioren sowie Jugendliche und Erwachsene mit einer erhöhten gesundheitlichen Gefährdung betrifft.
Influenza
Eine echte Grippe ist eine ernstzunehmende Infektionskrankheit, die vor allem für Kinder sowie ältere und chronisch kranke Menschen gefährlich werden kann. Eine Impfung kann davor schützen. „Ob der Impfstoff wirkt, hängt unter anderem davon ab, ob die enthaltenen Virusstämme mit den aktuell zirkulierenden Viren übereinstimmen“, erklärte Weinke. Da sich diese jedoch verändern, muss die Zusammensetzung der Impfstoffe jedes Jahr an die aktuelle Situation angepasst werden. „Der Impfstoff wird meistens im Februar entwickelt, bis zum Start der Grippesaison im Oktober ist es jedoch möglich, dass die Viren bereits mutiert sind“, so der Mediziner. Untersuchungen der letzten Jahre haben ergeben, dass die Wirksamkeit des Impfschutzes zwischen 40 und 60 Prozent liegt. Weinke rät trotzdem zur Impfung: „Eine Grippe ist keine harmlose Erkältung. Mit einer Impfung schützt man sich nicht nur vor der Influenza an sich, sondern auch vor Folgekrankheiten, die den geschwächten Körper nach der Erkrankung eher befallen, zum Beispiel eine Lungenentzündung“. Zudem warnt er vor dem Risiko eines Herzinfarkts, das vor allem bei Arteriosklerose-Pateinten nach einer Grippe deutlich erhöht ist.
Pertussis
Keuchhusten, medizinisch Pertussis genannt, ist eine Krankheit, die längst nicht mehr nur Kleinkinder betrifft. „Mittlerweile sind die meisten Patienten über 15 Jahre alt“, sagte Weinke. Die Erkrankung dauert häufig über mehrere Wochen bis Monate an. Auch eine antibiotische Therapie könne den Verlauf und die Heftigkeit der Hustenattacken nicht wesentlich beeinflussen, da sie in der Regel nicht früh genug eingesetzt wird.
Impfschutz - ein Leben lang von Bedeutung
95 Prozent aller eingeschulten Kinder in Deutschland verfügen über einen ausreichenden Impfschutz. „Das sind exzellente Zahlen, die Impfung muss jedoch in regelmäßigen Abständen aufgefrischt werden“, so Weinke. Hier gibt sich dem Experten zufolge erhebliche Defizite: Nur zehn Prozent aller Erwachsenen sind aktuell ausreichend geschützt. Um diese Impflücken zu schließen, empfiehlt das RKI, die nächste fällige Tetanus-Impfung in Kombination mit einem Pertussis-Impfstoff zu verabreichen, da es gegen diese Krankheit keinen Einzelimpfstoff mehr gibt.
Natascha Koch