06.08.2018
Ein süßes Kalb, ein Lämmchen oder ein Babyschwein: Sehen Menschen Fotos von Tierkindern, vergeht vielen der Appetit auf Fleisch. Dies gilt vor allem für Frauen, wie britische Forscher herausfanden.
Für die Studie bekamen Männern und Frauen Bilder von Kälbern, Baby-Kängurus, Ferkeln und Lämmchen zu sehen. Sowohl Männer als auch Frauen fanden die Tierkinder süß, verletzlich und empfanden ihnen gegenüber Gefühle von Zärtlichkeit und Wärme. Zudem zeigte sich: Frauen empfanden ein Fleischgericht deutlich weniger appetitlich, wenn ein Foto von einem Tierkind der entsprechenden Art daneben lag – egal ob es sich um ein heimisches oder ein exotisches Tier handelte. Bei Männern zeigte sich dieser Zusammenhang nicht. In einem weiteren Experiment zeigte sich, dass Studienteilnehmer bei einem Bild von einem Kalb weniger Appetit auf das Fleischgericht hatten als ohne Bild. Ein Bild von einer Kuh machte dagegen kaum einen Unterschied, wie die Forscher um Dr. Jared Piazza von der Lancaster University im Fachblatt Anthrozoös.
Dass positive Gefühlsregungen gegenüber Tierkindern bei Frauen den Appetit auf Fleisch stärker verringerten, könnte damit zusammenhängen, dass viele Frauen als Betreuungsperson sähen, so Piazza. Möglicherweise seien Frauen emotional stärker auf Babys ausgerichtet und hätten, als Erweiterung dessen, auch eher die Tendenz, sich in Tierkinder hineinzuversetzen. Umgekehrt werde Fleisch oft mit Maskulinität und dem Bild von harten Männern, die Fleisch als Proteinquelle für ihren Muskelaufbau konsumieren, assoziiert. Nach Meinung der Forscher ist die Einstellung von Frauen gegenüber Fleisch ohnehin viel ambivalenter und ihre Identität nicht in gleicher Weise damit verbunden wie die von Männern.
HH