09.03.2017
Trauer kann für jeden Menschen unterschiedlich sein. Warum, haben Würzburger Forscher untersucht und sich die verschiedenen Facetten des Gefühls genauer angesehen. Dabei zeichnete sich ab, dass die Todesumstände und die Art der Beziehung, in der man zu dem Verstorbenen stand, mitbestimmen, wie Menschen trauern.
Stirbt ein Kind oder der Ehegatte, empfinden Trauernde die Nähe zur verstorbenen Person besonders stark. Den Hinterbliebenen fällt es nach einem solchen Schicksalsschlag oft schwer, überhaupt etwas zu denken und zu fühlen. Zu diesem Ergebnis kamen Joachim Wittkowski, außerplanmäßiger Professor an der Universität Würzburg, und sein Kollege Dr. Rainer Scheuchenpflug nach einer Befragung von mehr als 500 Trauernden. Weniger stark seien diese Empfindungen, wenn ein Elternteil beziehungsweise der Bruder oder die Schwester starben, berichten die Autoren in der Zeitschrift für Gesundheitspsychologie.
Wie eine Person ums Leben kam – ob vorhersehbar aufgrund einer Krankheit oder überraschend durch einen Unfall – machte für das Empfinden von Nähe bei den Hinterbliebenen keinen deutlichen Unterschied. Gleiches galt für das Gefühl der Lustlosigkeit. Eine Ausnahme fanden die Wissenschaftler jedoch: Hatte sich eine nahestehende Person das Leben genommen, empfanden Angehörige stärkere Schuldgefühle als Menschen, die einen lieben Menschen durch Krankheit oder Unfall verloren hatten. Personen, deren Ehegatte oder Kind sich das Leben genommen haben, seien besonders anfällig für eine sogenannte „Anhaltende Komplexe Trauerreaktion“, so die Wissenschaftler. Diese könne ihrerseits schwerwiegendere psychische und körperliche Gesundheitsschäden nach sich ziehen.
Die Forscher folgern aus ihren Ergebnissen, dass sich an dem Merkmal „Trauern“ mehrere eigenständige Aspekte unterscheiden lassen. „Trauern hat also viele Erscheinungsformen“, sagt Wittkowski. „Art und Intensität des Verlusterlebens verlaufen unterschiedlich, je nachdem, in welcher Beziehung die verstorbene Person zum Hinterbliebenen stand und auf welche Art sie ums Leben kam.“ Das habe auch Auswirkungen auf die Begleitung, Beratung und Behandlung von Trauernden.
Julius-Maximilians-Universität Würzburg/ HH