Auch wenn jüngere Frauen hin und wieder mit Scheidentrockenheit zu tun haben – sei es wegen der Pille, Medikamenten oder einer Infektion – handelt es sich doch vorrangig um ein Problem, das ältere Frauen betrifft. "Die Hauptgruppe der Frauen, die darunter leidet, sind Frauen kurz vor beziehungsweise nach der Menopause", sagt Professor Dr. med. Olaf Ortmann. Er war Koordinator der S3-Leitlinie "Peri- und Postmenopause – Diagnostik und
Interventionen" der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) und er ist Direktor der Unifrauenklinik in Regensburg.
Die Ursache für die Scheidentrockenheit liegt im starken Rückgang an Östrogen im Zuge der Wechseljahre. Das Hormon spiele unter anderem für die Intaktheit der Vaginalhaut eine wichtige Rolle, so Ortmann. Sein Mangel wirke sich auf viele Bereiche des Urogenitaltraktes aus. So komme es bei allen Frauen nach der Menopause unter anderem zu einem Rückgang des Scheidengewebes, einer sogenannten vaginalen Atrophie. "Die Frage ist nur, ob das Probleme bereitet."
Gleitmittel und Feuchtigkeitscreme
Die Atrophie kann mit Scheidentrockenheit, einer leichteren Verletzlichkeit der Scheidenhaut, oberflächlichen Gewebeschäden sowie mit einem erhöhten Risiko für wiederkehrende Scheidenentzündungen einhergehen. Dies alles kann das Sexualleben betroffener Frauen stark beeinträchtigen, viele vermeiden Geschlechtsverkehr sogar ganz. Unabhängig vom Sex leiden viele Frauen aber auch tagtäglich unter Juckreiz, Brennen und Trockenheitsgefühl.
"Es gibt Mittel mit denen man Schmerzen beim Geschlechtsverkehr entgegenwirken kann", sagt Ortmann. Die Auswahl reicht von Gleitmitteln bis hin zu scheidenbefeuchtenden Cremes und Gelen oder Präparaten mit Hyaluronsäure. Doch auch wenn solche Mittel Frauen mit einer mäßig ausgeprägten Atrophie, die im täglichen Leben sonst keine größeren Beschwerden haben, helfen können: "An der Atrophie ändern diese Mittel meist nichts", so der DGGG-Experte.
Für Frauen, die häufiger Probleme durch die Scheidentrockenheit haben, kann dagegen die lokale Östrogentherapie sinnvoll sein. Die beiden gängigsten Östrogene in entsprechenden Präparaten seien Östradiol und Östriol, in Deutschland überwiegend Östriol, erklärt Ortmann. Die Palette der zur Verfügung stehenden Mittel ist riesig und reicht von Vaginalringen, Cremes und Ovula bis hin zu Tabletten. "Die Darreichungsform ist dabei erstmal nicht entscheidend", so der Gynäkologe. Hier kann jede Frau im Prinzip selbst überlegen, was ihr zusagt.
"Eine entscheidende Erkenntnis der letzten Jahre ist allerdings, dass man viel weniger Wirkstoff benötigt, um diese Atrophie und die dadurch bedingten Symptome zu beseitigen, als man früher in den Standardpräparaten verwendet hat", so Ortmann, "und zwar deutlich weniger." Das zeigte sich zum Beispiel in einer Studie mit Brustkrebspatientinnen, die mit Mitteln behandelt wurden, die die Östrogenproduktion im Körper drosseln. Bei ihnen reichten zur lokalen Östrogenbehandlung der Scheide Präparate, die nur ein Sechszehntel der handelsüblichen Hormonkonzentration enthielten, um die Vaginal-Atrophie und damit die durch sie verursachten Beschwerden zu lindern. Besonders bei hormonabhängigem Brustkrebs ist es von Vorteil, dass die Patientinnen möglichst wenig Östrogene aufnehmen.
Die lokale Therapie muss in der Regel dauerhaft durchgeführt werden. "Zwei- bis dreimal in der Woche reicht auf Dauer meist aus, aber dann permanent", so die Erfahrung des Mediziners. Die Nebenwirkungen seien sehr gering.
Systemische Hormontherapie nicht die Therapie der Wahl
Anders sieht es bei der Hormonersatztherapie aus, einer Therapie, die sich auf den ganzen Körper auswirkt und die man, wie Ortmann feststellt, nicht vorrangig einsetzen würde. "Wir wissen zwar, dass solche systemischen Therapien auch einen Nutzen haben. Allerdings kann es auch zu Nebenwirkungen kommen." Nicht auszuschließen ist beispielsweise, dass abhängig von der Art der Therapie das Brustkrebsrisiko steigt oder dass bei einer persönlichen Vorbelastung das Thromboserisiko zunimmt.
Eine mögliche Therapie-Variante stellt die vaginale Laserbehandlung mit einem sogenannten fraktionierten CO2-Laser dar. Dabei sollen Mikroverletzungen zu einer Neubildung von Gewebe führen. Untersuchungen aus den vergangenen zwei bis drei Jahren deuten darauf hin, dass diese Behandlung positive Effekte haben könnte, sagt Ortmann. In Deutschland sei diese Methode aber bislang noch keine gängige Praxis.
Hanke Huber