29.02.2012
Ein strahlendes Lächeln, ein sanfter Kuss – verantwortlich dafür ist vor allem unsere Unterlippe. Australische Wissenschaftler der University of Adelaide haben herausgefunden, dass es eher die Unter- als die Oberlippe ist, die uns beim Küssen, Lächeln, Sprechen und Essen hilft. Vor allem auch das Gefühl und die Sensibilität sind an der Unterlippe deutlich stärker ausgeprägt als an der Oberlippe.
Neben den Händen tragen vor allem unsere Lippen viele Rezeptoren, die für die Gefühlswahrnehmung zuständig sind. Sie geben dem Hirn Informationen darüber, ob die Lippen gespannt oder entspannt sind. Dass diese Sensoren für das Küssen wichtig sind, ist leicht nachvollziehbar. Dass sie aber auch beim Essen und Sprechen wertvolle Informationen liefern, weiß jeder, dessen Lippen nach einem Zahnarztbesuch betäubt waren. Besonders das Trinken aus einem Glas kann da zu einer echten Herausforderung werden.
Die australischen Wissenschaftler haben nun die Sensibilität der Lippen bei 23 Freiwilligen genauer untersucht. Dazu mussten die Testpersonen die Abstände zwischen kleinen Rillen auf einer Testplatte erspüren. Die Rillen hatten einen Abstand zwischen 0,25 und 3,5 Millimetern. Erstaunlich dabei: Die Unterlippe hatte bei diesem Test eindeutig "die Nase vorn". Mit ihr konnten die Probanden deutlich kleinere Abstände erfühlen.
Für die Wissenschaft ist dies eine durchaus wichtige Erkenntnis. Gerade nach Nervenverletzungen etwa durch Zahnoperationen wird über ähnliche Tests der Heilungsgrad der Nerven untersucht. Bisher machte man dabei kaum einen Unterschied, ob man auf der Unter- oder der Oberlippe testete. In der Sprecherziehung, der Logopädie, müssen die Patienten häufig auch wieder die korrekte Formung der Lippen zur Artikulation bestimmter Worte erlernen. Dass die Unterlippe hier eine größere Rolle spielt als die Oberlippe, ist daher auch für Logopäden eine wichtige Information.
KK