15.06.2012
Unter den 18- bis 29-Jährigen in Deutschland sind über 8 Prozent depressiv, rund 16 Prozent leiden unter Schlafstörungen. Das stellte das für das Gesundheitsministerium arbeitende Robert-Koch-Institut (RKI) fest. Frauen sind stärker betroffen als Männer. Bei den wenig verdienenden Menschen steigt die Depressionsrate auf 13 Prozent. Im Alter nimmt das Depressionsrisiko hingegen ab: nur 6,3 Prozent hatten bei der umfangreichen Befragung ein depressives Syndrom.
Wird die Depression eine Krankheit der arbeitenden Bevölkerung? Diese Frage beschäftigte das RKI im Rahmen der umfangreichen Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland. Psychische Gesundheit ist Voraussetzung für eine hohe Lebensqualität und Leistungsfähigkeit. Psychische Störungen belasten die Betroffenen und die Sozialsysteme. Fehlzeiten am Arbeitsplatz aufgrund psychischer Störungen sind in den letzten 10 Jahren nachweislich stark angestiegen. Die Dunkelziffer dürfte hoch sein, denn wer kann schon genau unterscheiden, ob die Rückenverspannung nur organischer Natur ist oder auch psychische Hintergründe hat. Schon der Volksmund spricht von Nackenschlägen, die man erhält, und dem "breiten Kreuz", das man im Job haben muss.
Weitere 4,2 Prozent der Befragten litten unter Burn-out. Alarmierend dabei: Nicht einmal die Hälfte der Burn-out-Geplagten befand sich zum Befragungszeitpunkt in Behandlung. Die Gefahr für Burn-out steigt laut Studie mit dem Einkommen. Was Burn-out eigentlich ist, darüber streiten sich die Gelehrten. Psychologen sehen darin eher eine Form der Depression. Eine Depression, die "zugekleistert" wird mit Aktivitäten, auf der Suche nach Bestätigung des Selbstwertes durch Anerkennung im Job. Sozusagen die moderne Sinnsuche der Bessergestellten in einer Leistungsgesellschaft.
JPL