04.07.2017
Nirgendwo auf der Welt wird so viel Alkohol getrunken wie in Europa. Zu diesem alarmierenden Ergebnis kommen Experten, die sich mit Erkrankungen der Verdauungsorgane beschäftigen. Die Wenigsten wissen allerdings, dass mit dem Alkoholkonsum die Gefahr für Krebserkrankungen des Verdauungstrakts deutlich ansteigt.
Einwohner aller 28 EU-Staaten trinken im Schnitt „moderat“, was einer Menge zwischen einem und vier alkoholischen Getränken pro Tag entspricht. Diese Menge stehe mit einem erhöhten Risiko sowohl für Darmkrebs von Kolon und Rektum sowie Speiseröhrenkrebs in Zusammenhang. Das berichten Experten der United European Gastroenterology (UEG), dem Dachverband aller führenden europäischen Vereinigungen, die sich mit Erkrankungen des Verdauungstrakts befassen, in einem aktuellen Report. Starke Trinker, die täglich mehr als vier alkoholische Drinks zu sich nehmen, haben darüber hinaus ein erhöhtes Risiko für Krebserkrankungen von Bauchspeicheldrüse, Leber und Magen. Gemeinsam mit Darm- und Speiseröhrenkrebs seien diese weltweit die fünf häufigsten Krebserkrankungen des Verdauungstrakts. Sie seien für fast drei Millionen Todesfälle pro Jahr verantwortlich und machten laut der UEG mehr als ein Drittel aller durch Krebs verursachten Todesfälle aus.
Der Alkohol-Konsum in europäischen Regionen sei höher als irgendwo anders auf der Welt, so die Experten, und mehr als ein Fünftel der über 15 Jahre alten Europäer trinke mindestens einmal pro Woche stark. In keinem Land der EU sei der Alkoholkonsum dagegen gering, mit einem durchschnittlichen Konsum von weniger als einem alkoholischen Getränk pro Tag und Kopf. Als Resultat finde man auf dem Kontinent den höchsten Anteil an Krankheiten und vorzeitigen Todesfällen, die direkt mit Alkohol in Verbindung stünden.
Obwohl in Europa so viel getrunken werde, seien sich 90 Prozent der Menschen nicht bewusst, dass zwischen Alkohol und der Entstehung von Krebs eine Verbindung bestehe. Vor dem Hintergrund dieser alarmierenden Statistik sollte es eine der wichtigsten Prioritäten der kommenden Ratspräsidentschaft sein, in der Europäischen Union das Problem des gesundheitsschädlichen Alkoholkonsums anzugehen. Dabei sei eine der Haupt-Herausforderungen, wie tief eingebettet das Trinken von Alkohol in der europäischen Gesellschaft sei – sowohl sozial als auch kulturell.
UEG/HH