08.05.2015
Bei einem Bandscheibenvorfall verlagert sich eine zwischen den Wirbelknochen liegende Bandscheibe. Drückt diese auf Rückenmarksnerven, haben Betroffene oft unerträgliche Schmerzen. In aller Regel würden Ärzte zunächst konservativ therapieren. Im Vordergrund stehen dabei nicht-operative Methoden wie Krankengymnastik und Schmerztherapie. Deren Ziel ist es, Schmerzen zu lindern und die Beweglichkeit zu erhalten.
Experten weisen allerdings darauf hin, dass die Zahl chirurgischer Eingriffe an der Wirbelsäule in den letzten Jahren in Deutschland stark gestiegen ist. Kritiker bemängeln, dass viele davon unnötig seien - gerade bei einem Bandscheibenvorfall. „Doch wenn gar nichts hilft und es durch zunehmende Nervenschädigung zu Taubheit und Lähmungen kommt, ist eine Operation der einzige Ausweg", betont Prof. Dr. Dieter Christian Wirtz, Direktor der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie des Universitätsklinikums Bonn. Bei einem Bandscheibenvorfall, der „nur“ schmerzhaft ist, seien die Ergebnisse beider Therapie-Optionen nach zehn Jahren zwar vergleichbar, sagt Wirtz. Kämen aber Lähmungen hinzu, seien die Ergebnisse einer rein konservativen Behandlung eindeutig schlechter als die einer Operation, denn Nervenschädigungen bildeten sich nicht zurück. „Außerdem sind schwere verschleißbedingte Einengungen des Wirbelkanals oder Instabilitäten nur operativ zu verbessern, wenn konservativ alle Maßnahmen ausgeschöpft wurden", sagt der Mediziner.
Etwas anders beurteilt der Mediziner den Einsatz neuartiger minimal-invasiver Methoden, die seiner Meinung nach zu häufig zum Einsatz kommen. Diese seien laut Wirtz durch intensive konservative Therapiemaßnahmen vermeidbar, aber dafür mit einer längeren Therapiezeit verbunden. Unabhängig davon hänge der Behandlungserfolg immer wesentlich von der Mitarbeit des Patienten ab.
HH