16.02.2016
Das Risiko, eine Demenz zu entwickeln, ist in den vergangenen Jahrzehnten laut einer US-amerikanischen Untersuchung stetig gesunken. Das zeigen die Auswertungen von Gesundheitsdaten aus der Framingham-Studie, die nun im „New England Journal of Medicine“ publiziert wurden.
Da Demenzerkrankungen im Alter zunehmen, sagen Experten aufgrund der immer älter werdenden Bevölkerung einen starken Anstieg der Demenzerkrankungen in den kommenden Jahrzehnten voraus. So könnte sich in Deutschland die Zahl der Demenzpatienten von heute etwa 1,5 Millionen bis in das Jahr 2050 verdoppeln. Solche Vorhersagen gehen aber davon aus, dass das Demenzrisiko konstant bleibt. Das trifft aber nicht zu, wie die aktuelle Analyse von Dr. Claudia Satizabal und ihren Kollegen von der Boston University in Boston, Massachusetts, zeigt. Sie werteten die Daten von mehr als 5200 Studienteilnehmern aus, die älter als 60 Jahre waren und seit den 1970er-Jahren auf Demenz untersucht wurden. Die Forscher errechneten das Fünf-Jahres-Risiko, an Demenz zu erkranken, für verschiedenen Altersgruppen für vier spezielle Zeiträume: um das Jahr 1980, um 1990, um 2000 und um 2010. Dabei zeigte sich, dass die Zahl der Neuerkrankungen kontinuierlich sank, und zwar von 3,6 pro 100 Teilnehmer vom ersten Zeitraum auf 2,0 pro 100 Teilnehmer im letzten Zeitraum. Das Demenzrisiko nahm im Vergleich zum ersten Untersuchungszeitraum innerhalb von zehn Jahren um 22 Prozent, innerhalb von 20 Jahren um 38 Prozent und innerhalb von 30 Jahren um 44 Prozent ab. Dieser Effekt war aber nur bei Personen zu beobachten, die mindestens einen Highschool-Abschluss aufwiesen.
Eine wichtige Rolle für diesen Rückgang scheint den Forschern zufolge die Abnahme von Risikofaktoren für Demenz wie Schlaganfälle und Herzerkrankungen zu spielen. Obwohl bislang keine effektiven Therapien existieren, sind die Forscher überzeugt, dass ein Teil der Demenzerkrankungen durch Prävention vermeidbar sei. So erklärt die Seniorautorin Sudha Seshadri, Professorin für Neurologie in Boston in einer Pressemitteilung der Universität: „Effektive Prävention könnte das Ausmaß der prognostizierten Explosion der Patientenzahlen in den kommenden Dekaden in Teilen reduzieren.“ Hierfür seien ein besseres Management von Herzerkrankung und eine Vermeidung von Risikofaktoren für Demenz wie Bluthochdruck, Rauchen, Alkoholmissbrauch und erhöhte Cholesterolwerte nötig.
ch/<link www.pharmazeutische-zeitung.de>PZ</link</p>