23.08.2017
Menschen können sich bei Vögeln mit der Vogelgrippe-Erreger anstecken, eine Übertragung von Mensch zu Mensch ist dagegen selten. Chinesische Forscher haben jetzt eine mögliche Erklärung dafür gefunden: Eine eierschalenartige Mineralschicht, die die Viren im Darm von Vögeln verpasst bekommen.
Anhand von Versuchen mit in einer dem Vogeldarm-Milieu nachempfundenen Lösung konnten die Forscher um Ruikang Tang von der Zhejiang University in Hangzhou zeigen, dass sich um H9N2- und H1N1-Viren fünf bis sechs Nanometer dicke Schalen aus einem Calciumphosphat-Mineral bilden. Diese mineralisierten Viren waren deutlich infektiöser als unveränderte Viren, berichten die Forscher in der Zeitschrift Angewandte Chemie. Durch mineralische Hülle gelangen die Viren wesentlich effektiver an die Oberfläche zukünftiger Wirtszellen, erläutern die Forscher. Auch die Aufnahme in die Zelle funktioniere anders. Normalerweise docke das Virus an Rezeptoren auf der Zelloberfläche an und werde daraufhin in die Zelle geschleust. Die Mineralschicht verhindere dies – stimuliere aber offenbar selber eine sehr effektive Aufnahme, so die Wissenschaftler. Innerhalb der Zelle gelangen die mineralisierten Viren in Zellorganellen, deren leicht saures Milieu die Mineralüberzüge auflöse und die Viren freisetze.
Im Vogeldarm, dem vornehmlichen Aufenthaltsort der Viren bei Vögeln, ist die Calcium-Konzentration naturgemäß recht hoch, damit sich Eierschalen bilden können. Bei Menschen infizieren Vogelgrippeviren dagegen den Atemtrakt und befinden sich dann hauptsächlich in Körperflüssigkeiten, in denen die Calciumkonzentration für eine Mineralisierung zu gering ist. Die Erkenntnisse könnten nun möglicherweise erklären, warum sich Menschen eher bei Vögeln als bei infizierten Mitmenschen anstecken, und sie könnten helfen, neue Ansätze zur Bekämpfung der Vogelgrippe zu entwickeln, so die Hoffnung der Forscher.
HH