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Wechseljahre: Hormone gegen die Beschwerden oder nicht?

AR/PZ/RF  |  25.11.2024

Eine Hormonersatztherapie (HRT) kann Beschwerden in den Wechseljahren lindern und weitere gesundheitliche Vorteile bieten. Doch es gibt auch Argumente dagegen. Welche Seite überwiegt, ist eine individuelle Entscheidung.

Frau liegt schlaflos im Bett.
Viele Frauen in den Wechseljahren bemerken unangenehme Symptome, u.a. klagen einige über schlechten Schlaf.
© TatyanaGl/iStockphoto

In den Wechseljahren sinkt der Spiegel des weiblichen Hormons Östrogen. Eine HRT gleicht diesen Mangel aus, indem sie Östrogen und bei Frauen mit Gebärmutter auch Gelbkörperhormon, sogenannte Gestagene, zuführt. Dies kann Symptome wie Schlafstörungen, Hitzewallungen und Stimmungsschwankungen lindern. 

Schutz vor Osteoporose, Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen 

Das weibliche Geschlechtshormon Östrogen hält den Knochenauf- und -abbau in der Balance. Eine HRT stellt daher einen Schutz vor Osteoporose dar. Auch ein Schutz vor Diabetes durch die HRT sei mittlerweile gut belegt, berichtete Dr. Katrin Schaudig auf einer Online-Pressekonferenz anlässlich der Jahrestagung der Deutschen Menopause Gesellschaft (DMG). Schaudig ist Präsidentin der DMG und niedergelassene Gynäkologin in Hamburg.

Sie zählt einen weiteren Vorteil einer HRT auf: Auch für einen gewissen Schutz vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei einem frühen Beginn einer HRT sei die Datenlage „relativ überzeugend“. Dies seien gute Nebeneffekte einer HRT für Frauen, die unter Wechseljahrsbeschwerden litten.

Individuelle Entscheidung

Demgegenüber stehen die Risiken, die mit einer HRT verbunden sind: allen voran ein erhöhtes Brustkrebsrisiko. Dieses trat erstmals in der großen Beobachtungsstudie Women’s Health Initiative (WHI) zutage, deren Ergebnisse bereits 2002 veröffentlicht wurden. Allerdings hat sich seitdem die HRT weiterentwickelt, sodass die damaligen Ergebnisse auf die heutige Situation nicht 1:1 übertragbar sind.

Schaudig legte dar, welche Aspekte bei der Entscheidung für oder gegen eine HRT zu berücksichtigen sind. „Entscheidend ist der Leidensdruck der Frau“, betonte die Ärztin. Sei dieser nicht vorhanden, bestehe in den allermeisten Fällen auch kein Anlass, zu einer HRT zu raten. Eine einzige mögliche Ausnahme sei denkbar: Frauen mit Osteoporose, die bereits mit 50 eine sehr geringe Knochendichte haben.

Brustkrebsrisiko bei modernen Therapien geringer

In der WHI seien noch Östrogene aus Stutenurin verwendet worden, die geschluckt wurden. Diese Präparate seien nicht mehr im Handel. Stattdessen arbeiten Gynäkologen mit natürlichem Östrogen, das als Gel, Pflaster oder Spray über die Haut verabreicht wird. Das Thrombose- und Schlaganfallrisiko steige bei der Gabe über die Haut überhaupt nicht oder nur minimal an, sagte Schaudig.

Bei der Aufklärung zu einer möglichen HRT sei somit nur das mögliche Brustkrebsrisiko zu thematisieren. Dieses zeigte sich in der WHI-Studie erst nach fünf Jahren, weswegen die Studie dann abgebrochen wurde, aber das erhöhte Risiko habe sich auch nach dem Abbruch weiter fortgesetzt. Dass die Situation komplex sei, erkennt man jedoch daran, dass in der WHI-Studie bei Frauen ohne Gebärmutter, die ausschließlich Östrogen erhalten hatten, ein deutlich niedrigeres Brustkrebsrisiko festgestellt wurde. 

Weitere Risikofaktoren berücksichtigen 

Bei der Abwägung der potenziellen Vor- und Nachteile einer HRT sei daher stets das Gesamtbild zu betrachten, und auch andere Risikofaktoren müssten gesehen und adressiert werden: „Alkoholkonsum, Rauchen, Bewegungslosigkeit und Adipositas erhöhen das Brustkrebsrisiko jeweils viel mehr als eine HRT“, verdeutlichte Schaudig.

Nicht nur die WHI-Studie, sondern alle Studien hätten gezeigt, dass das Brustkrebsrisiko mit Östrogen alleine auf jeden Fall geringer sei, als wenn ein Gestagen dazugegeben wird. „Aber Frauen, die noch eine Gebärmutter haben, brauchen unbedingt Gelbkörperhormon, weil sie sonst ein hohes Risiko für Gebärmutterschleimhautkrebs haben – und da sind wir im Bereich von acht- bis zehnfach erhöhtem Risiko bei Langzeitanwendung“, stellte Schaudig klar. Auch bei den Gestagenen seien heute aber andere Substanzen gebräuchlich als noch zu Zeiten der WHI, die das Brustkrebsrisiko nicht so stark ansteigen lassen. Sicher sei jedoch, dass man die Brust regelmäßig kontrollieren müsse, wenn sich eine Frau für die Anwendung einer HRT entscheide.

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