Dr. Karen Zoufal
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03.11.2021
Personen, die in der Nähe des Flughafens in Krakau wohnen, leben Tag und Nacht mit einem Lärm von mehr als 60 Dezibel – einem Pegel, der gesundheitsschädigend sein kann. Während des Corona-Lockdowns, als die Flugzeuge am Boden blieben, kam es bei den Anwohnern zu unerwarteten Verbesserungen der Gefäßgesundheit.
Im Jahr 2015 hatte das Team um Prof. Wiktoria Wojciechowska von der Universität Krakau bereits festgestellt, dass unter 74 Flughafen-Anwohnern die Gefäßsteifigkeit höher war als bei 75 Personen, die keinem Flughafenlärm ausgesetzt waren. Fünf Jahre später war der Anteil an Menschen mit Bluthochdruck bei denen in der Nähe des Flugplatzes von 42 auf 59 Prozent angestiegen, während er in der Vergleichsgruppe gleichbleibend war.
Der Lockdown wirkte sich dagegen positiv auf die Gesundheit aus: Die Anwohner fühlten sich nicht nur weniger durch den Lärm belastet, sondern auch der Blutdruck und die Gefäßsteifigkeit nahmen ab: Der obere Blutdruckwert war von durchschnittlich 121 auf 118 und der untere von 75 auf 72 mmHg gesunken. Bei den Personen, die nicht am Flughafen wohnten, waren die Werte kaum gesunken. Insbesondere bei der Gefäßsteifigkeit waren deutliche Unterschiede zu beobachten.
Die Vermutung liegt nahe, dass besonders Lärm in der Nacht gesundheitsschädlich ist, denn 40 Prozent der Flughafenanwohner hatten zuvor berichtet, dass sie häufiger nachts aufwachten. Während des Lockdowns waren es nur 24 Prozent – genauso viele wie unter den Kontrollpersonen. Die Autoren folgerten aus den Ergebnissen, dass langfristiger Fluglärm zu Bluthochdruck und einer Gefäßversteifung führen kann, während eine kurzfristige Lärmreduktion, wie während des Covid-19-Lockdowns, diese ungünstigen Effekte umkehrt.
Quelle: DOI 10.1161/HYPERTENSIONAHA.121.17704