Natascha Koch
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01.10.2021
Körper und Seele sind untrennbar miteinander verbunden: Ängste, Stress und Trauer können sich vom Scheitel bis zur Fußsohle bemerkbar machen. Besonders unser Magen-Darm-Trakt reagiert sensibel auf ein seelisches Ungleichgewicht. Das verdanken wir der Evolution: "Bei Stress schüttet der Körper eine Reihe von Hormonen aus, um schnell reagieren zu können – entweder zum Angriff, zur Flucht oder um eine längerdauernde körperliche Belastungssituation gut zu überstehen." So erklärt Professor Dr. Patrick Michl, Facharzt für Innere Medizin mit dem Schwerpunkt Gastroenterologie am Universitätsklinikum Halle, das Phänomen. Diese Stresshormone haben Einfluss auf sämtliche Organfunktionen im Körper, vom Herzschlag bis zur Verdauung im Magen-Darm-Trakt. "Stresshormone beeinflussen die Durchblutung, die Schleimhäute, die Darmflora und die Vorwärtsbewegung des Darms. Das führt dann zu Beschwerden wie Bauchschmerzen, Blähungen oder Durchfall", so Michl.
Schnelle Hilfe aus der Apotheke
Wer unter akuten stressbedingten Magenbeschwerden leidet, kann kurzfristig zu rezeptfreien Medikamenten aus der Apotheke greifen. Hier gibt es eine Reihe an pflanzlichen Präparaten oder Teezubereitungen, die bei Magen-Darm-Beschwerden helfen. Daneben gibt es auch synthetische Mittel, die Sodbrennen, Übelkeit und Magenschmerzen lindern. Protonenpumpenhemmer beispielsweise sorgen dafür, dass der Magen weniger Säure produziert. Antazida hingegen binden und neutralisieren die Säure, hemmen aber nicht ihre Produktion. Dadurch wirken diese Arzneimittel zwar schneller, aber nicht so lang anhaltend. Kurzzeitg helfen auch Alginate, die eine zähflüssige Barriere zwischen Speiseröhre und Mageninhalt schaffen. Im Gespräch mit dem Apotheker lässt sich das richtige Präparat finden. Wichtig ist: Speziell Säureblocker sollten, auch wenn sie rezeptfrei sind, nicht ohne ärztliche Empfehlung dauerhaft eingenommen werden. Sie können bei einer langfristigen Einnahme möglicherweise Nebenwirkungen mit sich bringen. Mehr dazu können Sie von Ihrem Arzt und Apotheker erfahren.
Der Lebensstil sollte sich ändern
Langfristig gilt es, Stressfolgen durch einen veränderten Lebensstil vorzubeugen. "Eine gesunde Lebensweise mit abwechslungsreicher Ernährung, Bewegung und einer Balance zwischen dem Stress des Alltags und Entspannung in der Freizeit ist der beste Weg, um Magenprobleme zu vermeiden. Auch Rauchen und Alkohol zählen zu Triggern von Schleimhautentzündungen, auf die man daher besser verzichtet", sagt Michl. Daneben hilft es, einen Ausgleich zu finden, der zur Entspannung beiträgt: Das können zum Beispiel längere Spaziergänge, eine Radtour, Gärtnern, Smartphone-Pausen, Yoga, Meditation oder autogenes Training sein.
Treten neben den Magenbeschwerden auch depressive Symptome oder starke Ängste auf, sollten Betroffene einen Psychotherapeuten hinzuziehen. Zum Arzt geht man besser auch, wenn die Magen-Darm-Beschwerden über einen längeren Zeitraum anhalten oder Gewichtsverlust, Nachtschweiß, Erbrechen oder Blut im Stuhl auftreten. In diesen Fällen ist es wichtig, eine ernsthafte körperliche Ursache auszuschließen.