08.10.2019
Wie stark die Sterberate in Deutschland von Bildung, Einkommen und dem Beschäftigungsstatus abhängt, haben Forscher des Max-Planck-Instituts für demografische Forschung (MDIDR) zum ersten Mal belastbar berechnet. Wie die Forscher im Fachblatt BMJ Open berichten, verdoppelt Arbeitslosigkeit das Risiko, vorzeitig zu sterben.
Die neuen Ergebnisse unterstreichen, wie wichtig es für die Gesundheit ist, einen Job zu haben. Auch das Einkommen spielt eine große Rolle, vor allem für die Männer: Die Sterberate des am schlechtesten verdienenden Fünftels lag um 150 Prozent über dem des am besten verdienenden Fünftels. Schlechtere Bildung erhöhte das Risiko für Männer hingegen nur um etwa 30 Prozent. Bei den Frauen sind die Unterschiede vor allem beim Einkommen weniger stark ausgeprägt. Arbeitslosigkeit und Bildung wiegen bei ihnen gleich schwer wie bei den Männern.
Zudem zeigte sich, dass die Wohnregion nur einen geringen Einfluss hat, wenn es um die Sterberate geht. Zwar sei die Sterblichkeit in Ostdeutschland insgesamt höher. Das liege den Forschern zufolge jedoch daran, dass es im Osten einen höheren Anteil an Arbeitslosen, weniger Gebildeten und Menschen mit geringerem Einkommen gibt. Andere in Ost und West unterschiedliche Faktoren, wie etwa die medizinische Infrastruktur, scheinen hingegen eine verschwindende Rolle zu spielen.
Für die Studie untersuchten die Forscher Rentenversicherungsdaten von 27 Millionen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern. Um die Risiken vergleichbar zu machen, rechneten sie den Einfluss des Alters auf die Sterberate heraus. So spielt es etwa keine Rolle, dass Arbeitslose im Durchschnitt älter sind als Menschen mit Job und schon daher häufiger sterben. Vielmehr wurde die Altersstruktur aller Bevölkerungsgruppen statistisch so angeglichen, dass alle die gleiche Zusammensetzung hatten. Sterblichkeitsunterschiede seien daher nur noch auf die verbleibenden Faktoren wie Arbeitslosigkeit oder Einkommen zurückzuführen.
MPIDR/NK