JB
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23.01.2023
Die Corona-Pandemie scheint tatsächlich einen Einfluss auf das Allergie-Risiko von Kindern und Jugendlichen zu haben, wie eine Studie aus Irland nahelegt. Dafür verglichen die Froschenden Kinder miteinander, die vor bzw. während der Pandemie geboren wurden. Sie beobachteten die Kinder sechs bis zwölf Monate lang und untersuchten sie insbesondere auf das Auftreten von Nahrungsmittelallergien und Neurodermitis. Weitere Faktoren wie die Ernährung der Kinder, Impfungen und die Stilldauer wurden ebenfalls erfasst. Dabei zeigte sich: Kinder, die im Lockdown geboren wurden, litten häufiger an Nahrungsmittelallergien (sieben Prozent statt vier Prozent) und Neurodermitis (25 statt 15 Prozent). Das sei ein bemerkenswertes Ergebnis, berichtet Expertin Dr. Stefanie Gilles vom Institut für Umweltmedizin an der Universität Augsburg auf einer Presseveranstaltung des Pharmaunternehmens Sanofi-Aventis Deutschland: „Gleichzeitig wurden die im Lockdown geborenen Kinder tendenziell länger gestillt und nahmen weniger Antibiotika ein. Beides sind Faktoren, die auf Allergien eigentlich einen schützenden Einfluss haben“, so Gilles.
Weniger Keime und Kontakte, mehr Allergien
Die Expertin liefert auch eine plausible Erklärung für das häufigere Auftreten der Allergien: Der sogenannten Hygiene-Hypothese zufolge hätten Allergien und Autoimmunerkrankungen in den letzten Jahrzehnten so stark zugenommen, weil die Kinder immer weniger mit verschiedenen Bakterien und Krankheitserregern in Kontakt kommen. Während des Lockdowns wurde dies noch verstärkt. „Die Entwicklung des Immunsystems wird dadurch maßgeblich beeinträchtigt“, so Gilles.
Im Gegensatz dazu haben Wissenschaftler beobachtet, dass sich die Symptomatik bei erwachsenen Pollenallergikern während des harten Lockdowns deutlich gebessert hatet. Um diesen Effekt zu beobachten, füllten Allergiker in Augsburg zwischen 2019 und 2021 täglich ein Symptomtagebuch aus. Insbesondere Symptome, die die Lunge betreffen waren zu Zeiten des harten Lockdowns weniger stark ausgeprägt. „Vermutlich ist der Rückgang der Symptome vor allem darauf zurückzuführen, dass es durch den harten Lockdown zu weniger Atemwegserkrankungen kam“, sagt Gilles.
Mehr Corona-Infektionen durch Pollen?
In Studien wurde zudem ein Zusammenhang zwischen starkem Pollenflug und einer erhöhten Corona-Infektionsrate beobachtet. Gilles erklärt dazu: „Bereits vor der Pandemie hatte man gezeigt, dass Nasen- und Bronchialepithelzellen, die mit Pollen stimuliert wurden, anfälliger für bestimmte Virus-Infektionen waren. Das gilt auch für gesunde Personen.“ Bestimmte Komponenten des Immunsystems, die für die Abwehr von Viren zuständig sind, werden durch den Kontakt mit Pollen herunterreguliert. So verstärkt sich die Anfälligkeit für Atemwegserkrankungen. „Der jährlich wiederkehrende Peak der Atemwegsinfekte im Frühjahr ist vielen HNO-Ärzten bekannt. Aufgrund unserer Ergebnisse vermuten wir, dass dieser Anstieg zumindest teilweise mit dem extrem hohen Pollenflug im Frühjahr zusammenhängen könnte“, so die Expertin. Beobachtungsstudien weisen darauf hin, dass dies auch für SARS-CoV-2 gelten könnte. Um abschließend zu klären, ob starker Pollenflug tatsächlich das Risiko für eine Corona-Erkrankung erhöht, sind allerdings weitere Studien notwendig.
Quelle: DOI 10.1111/all.14047