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21.07.2023
Emotionen spielen beim Fußball eine große Rolle, und manch einem Fan bleibt das Herz stehen, wenn die gegnerische Mannschaft ein Tor schießt. Aber kann das auch wortwörtlich der Fall sein? Gesundheitsexperten sind sich einig, dass sportliche Leidenschaft immense Kräfte freisetzt – einige davon positiv, andere nicht.
Kardiologe Dr. Miguel Maturana von der University of Tennessee in Memphis ist selbst Fußballfan: „Mein Vater nahm mich schon mit ins Stadion, als ich vier Jahre alt war.“ Er hat sich auch wissenschaftlich mit den intensiven Emotionen bei eingefleischten Sportfans beschäftigt und die Folgen für die Herzgesundheit untersucht. Dabei stellte er fest, dass beim Erleben sportlicher Ereignisse ganze Kaskaden chemischer Reaktionen aktiviert werden, die den Blutdruck und die Herzfrequenz erhöhen. Bei den meisten Menschen sei dies aber nicht stark genug, um tatsächlich ernste Herzprobleme auszulösen, erklärte er. Wenn man bereits eine Herz-Kreislauf-Erkrankung habe, könne es jedoch zu Problemen kommen.
So verwundert es nicht, dass eine ältere Studie aus Deutschland ergab, dass Herzrhythmusstörungen und Herzstillstände während der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 an den Tagen, an denen Deutschland spielte, mehr als zweieinhalb Mal häufiger waren als an spielfreien Tagen. Zudem war zu beobachten, dass die Anzahl von Herz-Kreislauf-Problemen bei besonders spannenden Spielen höher war als bei leichten Siegen der deutschen Mannschaft. Laut einer anderen Studie nahmen Krankenhauseinweisungen aufgrund von Herzinfarkten in England um 25 Prozent zu, als Argentinien die Engländer 1998 im Elfmeterschießen besiegte.
Das gilt natürlich nicht nur für Fußball, stellte Maturana fest. Trotzdem rät er nicht dazu, dem Sport abzuschwören, denn schließlich macht das Leben als Fan eine Menge Spaß und trägt zu einem Gefühl der Zusammengehörigkeit bei. Er rät vielmehr dazu, dass man Warnzeichen eines Herzinfarkts ernstnehmen und sofort Hilfe suchen sollte. Da guter Schlaf wichtig für die Gesundheit ist, empfiehlt er außerdem, nicht für jedes Spiel die Nacht zum Tag zu machen und bei Übertragungen in der Nacht zu überlegen, ob es wirklich wichtig ist, sie live zu sehen. Und zu guter Letzt stellte er fest, dass das Essen auf Sportveranstaltungen und in Sport Bars meistens nicht gerade herzgesund ist. Er rät zur Mäßigung: „Rauchen Sie nicht. Essen Sie nicht zu salzig. Wenn Sie trinken möchten, trinken Sie in Maßen.“
Quelle: DOI 10.1016/j.cpcardiol.2020.100743