06.11.2018
Vor allem Scheu vor unangemessenem Körperkontakt oder Verletzungsgefahr hält Passanten davon ab, Frauen mit einem Herzstillstand zu helfen. Da bereits bekannt war, dass Ersthelfer bei Frauen seltener eine Wiederbelebung vornehmen als bei Männern, starteten Forscher von der University of Colorado in Denver eine Umfrage und baten 54 Personen um Erklärung, warum dies so sei. Dabei zeigten sich vor allem folgende Bedenken:
- unangemessene Berührungen
- Angst, wegen eines sexuellen Übergriffs angeklagt zu werden
- Angst vor Körperverletzung
- Eine schlechtere Erkennung von Herzstillstand bei Frauen, insbesondere aufgrund der Vermutung, dass Frauen seltener Herzprobleme haben, einen Vorfall überdramatisieren oder „fälschen“
- Der Irrtum, dass Brüste die Wiederbelebung weiblicher Patienten schwieriger machen.
Weil Herzstillstände in der Realität schwierig zu erforschen sind, entwickelten die Forscher eine virtuelle Umgebung: Eine geschäftige Stadt, in der ein Fußgänger zusammenbricht, während jemand um Hilfe schreit. In diese Situation versetzten sie Freiwillige und testeten, ob sie an einem weiblichen oder männlichen Modell unterschiedlich häufig Wiederbelebungsmaßnahmen vornehmen oder einen Defibrillator verwenden. Tatsächlich zeigte sich auch in der virtuellen Umgebung, dass Frauen seltener adäquate Hilfe erhielten als Männer.
Marion Leary von der Universität Pennsylvania weist darauf hin, dass unabhängig vom Geschlecht bei einem Kollaps sofort ein Notruf abgesetzt und mit Wiederbelebungsmaßnahmen begonnen werden muss: „Etwas zu tun ist besser als nichts zu tun. Sie haben die Macht, jemandem das Leben zu retten.“ Schnelle Maßnahmen der Wiederbelebung steigern die Überlebensrate der kollabierten Person von 12 Prozent auf das Zwei- bis Dreifache.
ZOU