20.07.2016
Medikamente mit all ihren Wechsel- und Nebenwirkungen können sich besonders bei älteren Menschen mit mehreren Krankheiten nachteilig auswirken. Eine neue Studie aus Belgien deutet nun darauf hin, dass die Mehrheit der Menschen über 80 Jahre ihre Arzneimittel nicht optimal verschrieben bekommt und einnimmt.
Für die Studie beobachteten die Forscher über 18 Monate hinweg eine Gruppe von rund 500 selbstständig lebenden Senioren im Alter von 80 Jahren und aufwärts. Über die Hälfte nahmen dauerhaft fünf oder mehr Arzneimittel pro Tag ein. Nur wenige nahmen diese jedoch adäquat ein, wobei 67 Prozent zu wenige Medikamente einnahmen und 56 Prozent die Mittel falsch einnahmen. Dies berichten die Forscher um Maarten Wauters von der Universität Gent im Fachblatt British Journal of Clinical Pharmacology. Lediglich für 17 Prozent der Studienteilnehmer galt weder das eine noch das andere.
Für jedes zu wenig genutzte Medikament erhöhte sich die Gefahr, innerhalb des Studienzeitraums zu sterben, um 39 Prozent. Die Wahrscheinlichkeit für eine Krankenhauseinweisung stieg um 26 Prozent an. „Es ist bekannt, dass die Einnahme von vielen Medikamenten schlecht für die Gesundheit sein kann“, sagt Wauters. „Wir konnten zeigen, dass Menschen essentielle Medikamente häufig nicht einnehmen und dass dies viel sehr oft mit negativen Folgen in Zusammenhang steht.“ Er rät daher, die Verschreibung von Medikamenten bei älteren Menschen sorgfältig zu überdenken und die Vorteile und Risiken von Medikamenten in regelmäßigen Abständen abzuwägen. Laut Wauters könnten klinische Pharmakologen, die Experten für Arzneimittel sind und die Patienten, ihre Krankheiten und Medikamente kennen, eine wichtige Rolle dabei spielen, einer falschen oder zu geringen Einnahme von Wirkstoffen auf die Spur zu kommen.
HH