11.10.2017
Innerhalb von 40 Jahren hat sich die Zahl extrem dicker Kinder weltweit verzehnfacht. Hält dieser Trend an, könnte es schon in fünf Jahren mehr fettleibige als untergewichtige Kinder und Jugendliche geben. Das ermittelte ein internationales Forscherteam unter der Leitung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und des Imperial College London. Die Ergebnisse sind aktuell in der Fachzeitschrift The Lancet nachzulesen.
Die Arbeit ist die größte jemals publizierte epidemiologische Studie: Mehr als 1000 Wissenschaftler erfassten den Body-Mass-Index und dessen Veränderungen von über 130 Millionen Menschen zwischen 1975 und 2016. Innerhalb dieses Zeitraums stieg die Rate fettleibiger 5- bis 19-Jähriger von 11 auf 124 Millionen an. Weitere 213 Millionen Kinder sind übergewichtig, erreichen jedoch noch nicht die Grenze zur Fettleibigkeit. „In Ländern mit höheren Durchschnittseinkommen stagniert dieser Trend seit einigen Jahren – bei einer inakzeptabel hohen Rate an stark übergewichtigen Kindern“, sagt Hermann Brenner vom Deutschen Krebsforschungszentrum, der an der aktuellen Studie beteiligt ist. „In den Ländern mit niedrigen und mittleren Einkommen steigt die Rate dagegen leider immer noch an.“
Die Autoren rechnen hoch, dass bei anhaltendem Anstieg des Übergewichts 2022 die Rate fettleibiger Kinder und Jugendlicher die der Altersgenossen mit Untergewicht überschreiten wird. Nichtsdestotrotz bleibt die extrem hohe Anzahl untergewichtiger Kinder (2016: 75 Millionen Mädchen; 117 Millionen Jungen weltweit) ein erhebliches Gesundheitsproblem. Heranwachsende haben sich in vielen Teilen der Welt sehr schnell von der untergewichtigsten zur übergewichtigsten Bevölkerungsgruppe entwickelt – so etwa in Ostasien oder Lateinamerika. Die Autoren gehen davon aus, dass dies vor allem mit dem Konsum von Lebensmitteln mit hoher Energiedichte zusammenhängt, etwa stark verarbeitete Kohlenhydrate.
Um diese Entwicklungen abzufangen, hat die WHO den Aktionsplan „Ending Childhood Obesity (ECHO) Implementation Plan“ veröffentlicht: Länder sollen sich besonders bemühen, den Konsum von billigen, hochverarbeiteten, energiedichten Nahrungsmitteln einzuschränken. Parallel dazu sollen Kinder zu mehr körperlicher Aktivität in ihrer Freizeit angehalten werden.
DKFZ/NK