Haut, Zähne & Schönheit

Diabetes & Haut: Gut gepflegt von Kopf bis Fuß

Natascha Schleif  |  27.06.2024

Trockene Haut und Juckreiz sind bei Diabetes keine Seltenheit. Mit etwas Achtsamkeit, einem stabilen Blutzucker und der richtigen Pflege lässt sich den meisten Problemen aber gut vorbeugen.

Ältere Frau mit einem Hautserum, behandelt ihre trockene Haut.
Bei Diabetes ist trockene Haut keine Seltenheit. Der richtigen Hautpflege kommt daher ein großer Stellenwert zu.
© gpointstudio/iStockphoto

Unsere Haut ist ein wahres Wunderwerk: Sie schützt uns vor Verletzungen und Krankheitskeimen, reguliert die Körpertemperatur und lässt uns Schmerzen und Berührungen fühlen. Doch das größte Organ unseres Körpers meldet sich auch öfter, wenn etwas nicht stimmt. "Juckreiz und trockene Haut sind beispielsweise häufig ein allererstes Symptom der Stoff wechselkrankheit Diabetes", weiß Dr. Petra Ziegler, Dermatologin aus Dinkelsbühl. Denn: Ist der Blutzuckerspiegel im Körper über einen längeren Zeitraum erhöht, versucht der Körper, den überschüssigen Zucker über den Urin auszuscheiden. Die Folge: Durst, häufiges Wasserlassen und eine durch den Flüssigkeitsmangel bedingte trockene Haut. Zusätzlich schädigt der hohe Blutzucker die feinen Nervenbahnen in der Haut, was zu Empfindungsstörungen wie Kribbeln und Juckreiz führen kann.

"Kommt ein Patient mit unklarem Juckreiz zu mir in die Praxis, überprüfe ich deswegen auch immer den Blutzuckerspiegel. Manchmal zeigt sich dabei ein versteckter Typ-2-Diabetes, von dem die Patienten noch nichts wussten", so die Expertin vom Berufsverband der Deutschen Dermatologen

Eine weitere typische Hautveränderung bei Diabetes: braune, narbenähnliche Flecken, die sich oft am Schienbein zeigen. Dabei handelt es sich um eine Pigmentstörung, Ärzte sprechen auch von diabetischer Dermopathie. Diese Veränderung kann ebenfalls ein erstes Anzeichen für einen bislang unentdeckten Diabetes sein. Sobald der Blutzucker gut unter Kontrolle ist, verschwinden die Flecken von allein.

So klappt es mit der Hautpflege

Wenn die Haut spannt, juckt oder schuppt, handelt es sich in vielen Fällen nicht nur um ein kosmetisches Problem: Sie ist auch anfälliger für Entzündungen, Krankheitserreger und Ekzeme. Schätzungsweise 80 Prozent aller Menschen mit Diabetes kennen solche Hautprobleme. "Je besser der Blutzucker unter Kontrolle ist, desto seltener treten Beschwerden auf. Dazu trägt natürlich auch eine gute Hautpflege bei", so Ziegler. Dafür gibt Expertin folgende Tipps:

Richtig duschen!

Bei trockener Haut wird oft dazu geraten, nicht täglich zu duschen oder auf heiße Bäder zu verzichten, um die Haut nicht zu sehr zu strapazieren. "Prinzipiell dürfen auch Menschen mit trockener Haut und Diabetes jeden Tag duschen. Wichtig dabei ist aber: nicht zu lange und nicht zu heiß", so Ziegler. Bedeutet: nicht länger als etwa fünf Minuten duschen, und die Wassertemperatur nicht wärmer als 37 Grad einstellen. Denn vor allem heißes Wasser schadet der Hautbarriere und entzieht ihr schützende Fette. Am besten nutzt man pH-neutrale Duschgele oder Öle, die die Haut schonen. "Ich rate außerdem dazu, den Körper nicht von Kopf bis Fuß einzuschäumen. Es reicht aus, die Regionen einzuseifen, die Geruchsstoffe transportieren – unter den Achseln, im Genital- undAnalbereich, Füße und bei Bedarf die Kopfhaut. Alles einzuseifen, ist nicht notwendig und schadet dem Säureschutzmantel der Haut."

Richtig abtrocknen!

Nach dem Duschen die Haut gut abtrocknen, vor allem die Füße und Zehenzwischenräume: "Weil Menschen mit Diabetes zu Pilzinfektionen neigen, sollten sie besonders achtsam sein und vor allem die Füße und Zehenzwischenräume sorgfältig mit einem Handtuch abtrocknen. Bitte nicht den Föhn dafür nutzen – die heiße Luft trocknet die Haut zu stark aus", warnt die Dermatologin. Die Handtücher am besten mindestens einmal in der Woche wechseln und bei 60 Grad waschen, um potenzielle Pilze und Bakterien abzutöten.

Richtig cremen!

Wer zu trockener Haut neigt, tut gut daran, die Haut täglich einzucremen – am besten nach dem Duschen. Dafür eignen sich reichhaltige Produkte mit Harnstoff (Urea), Mandel, Nachtkerzen- oder Jojobaöl. "Fettreiche, sogenannte Wasser-in-Öl-Emulsionen transportieren den Harnstoff in tiefere Hautschichten und sind für die Pflege trockener Haut besonders gut geeignet", empfiehlt die Hautärztin. Wo Haut auf Haut liegt, beispielsweise in den Pofalten, unter der Brust oder den Leisten, rät die Expertin zu Zinksalben: "Sie verhindern Nässen, Reibung und damit häufige Hefepilzinfektionen." 

Viel trinken!

Dieser Ratschlag gilt nicht nur bei trockener Haut. Zwei bis drei Liter pro Tag sollten es sein, am besten Wasser oder ungesüßter Kräuter- oder Früchtetee. Davon profitiert die Haut, weil sie die Feuchtigkeit besser einlagern kann.

Problemzone Füße

Ein besonderes Augenmerk müssen Menschen mit Diabetes auf ihre Füße richten. Denn: Hoher Blutzucker schadet auf Dauer den Nerven und Gefäßen im Körper. Häufig betrifft das die Füße, Experten sprechen auch vom diabetischen Fußsyndrom. "Dabei nimmt die Schmerzempfindlichkeit in den Füßen stark ab. Das klingt zunächst unproblematisch, kann aber gefährlich werden, wenn dadurch kleine Wunden, Verletzungen oder Infektionen am Fuß unbemerkt bleiben", erklärt Ziegler.

Da bei Diabetes oft gleichzeitig die Durchblutung und die Wundheilung eingeschränkt ist, besteht die Gefahr für große Geschwüre, die nur schlecht heilen. Um vorzubeugen, inspiziert man die Füße am besten jeden Tag und wendet sich bei Auffälligkeiten schnell an einen Arzt. Wer nicht mehr so beweglich ist, kann einen Angehörigen um Hilfe bitten oder einen Handspiegel verwenden. "Wunden an den Füßen sind bei Diabetikern keine Bagatelle und sollten nie auf eigene Faust behandelt werden. Dann ist schnelles Handeln erforderlich, bevor sie sich entzünden", mahnt die Expertin. Wird ein solches Geschwür zu spät erkannt und behandelt, müssen im Extremfall Zehen, Füße oder sogar das betroff ene Bein amputiert werden.

Bei Patienten mit diabetischem Fußsyndrom bezahlt die gesetzliche Krankenkasse in regelmäßigen Abständen eine medizinische Fußpflege. Der Arzt stellt dafür ein spezielles Rezept für den Podologen aus. Seit zwei Jahren können sich Menschen mit einem diabetischen Fußsyndrom zudem vor einer drohenden Amputation eine unabhängige ärztliche Zweitmeinung einholen. In vielen Fällen ist ein solch schwerwiegender Eingriff nicht notwendig, da noch nicht alle therapeutischen Optionen ausgeschöpft wurden. Mehr Infos dazu gibt es unter: www.amputationneindanke.de

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