ArzneimittelGesundheit

Dürftige Belege für Cannabis als Schmerzmittel

ZOU  |  08.06.2022

Eine Auswertung der Fachliteratur zur Wirkung von Cannabis bei chronischen Schmerzen lässt erhebliche Wissenslücken erkennen: Es gibt nur wenige wissenschaftliche Belege dafür, dass Cannabis Schmerzen bekämpft. Nur bei nervenbedingten Schmerzen gibt es einen kurzfristigen Nutzen.

Arzt mit medizinischem Cannabis vor sich auf dem Tisch.
Forscher haben die Fachliteratur zur Wirkung von Cannabis bei Schmerzen untersucht.
© Esther Kelleter/iStockphoto

Die Beweise für die Wirksamkeit von Cannabisprodukten zur Behandlung chronischer Schmerzen sind überraschend dürftig: Eine neue Übersichtarbeit im Fachblatt „Annals of Internal Medicine“ weist lediglich auf einen kurzfristigen Nutzen bei der Behandlung von neuropathischen Schmerzen hin. Bei einer Neuropathie liegen Schäden an peripheren Nerven vor, verursacht zum Beispiel durch Diabetes, die sich durch Schmerzen, Brennen und Kribbeln äußern.

Für solche nervenbedingten Schmerzen gibt es in den USA zwei zugelassene Produkte mit dem synthetisch hergestellten Wirkstoff Tetrahydrocannabinol (THC). Neben der kurzfristigen Schmerzlinderung führen beide Produkte aber auch zu Nebenwirkungen, darunter Sedierung und Schwindel. Ein weiteres Produkt, das die beiden Cannabinoide THC und CBD (Cannabidiol) zu gleichen Teilen enthält, hatte ähnliche Wirkungen und Nebenwirkungen.  

„Die begrenzte Menge an Beweisen hat uns überrascht“, sagte Prof. Marian S. McDonagh von der medizinischen Fakultät der Oregon Health & Science University. „Bei so viel Aufhebens um Cannabisprodukte und ihrer leichten Verfügbarkeit würde man erwarten, dass es mehr Belege für die Vorteile und Nebenwirkungen gibt.“

In mehreren US-Bundesstaaten wurde Marihuana legalisiert. Es zeigte sich jedoch, dass viele der Produkte, die in US-Apotheken erhältlich sind, bisher nur unzureichend untersucht wurden: Cannabisprodukte variieren stark in ihrer chemischen Zusammensetzung, was Vorhersagen zu ihren Wirkungen und Nebenwirkungen schwierig macht.

Quelle: DOI 10.7326/M21-4520

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